Zusammenfassung
Einleitung Lebensstilveränderungen können das Risiko, an Diabetes mellitus Typ 2 (DMT2) zu erkranken, senken. Im Rahmen des Innovationsfondprojektes Dimini (Diabetes mellitus? Ich nicht!) wurde untersucht, ob Menschen mit einem erhöhten Diabetesrisiko frühzeitig und niedrigschwellig in der hausärztlichen Praxis identifiziert werden können und ob die Lebensstilintervention Dimini zu einer verbesserten Gesundheitskompetenz sowie einer Gewichtsreduktion führt.
Methodik Dimini (01NVF17012) wurde vom 1. Juni 2017 bis zum 30. November 2020 in hausärztlichen Praxen in Hessen und in Schleswig-Holstein in Form einer randomisierten kontrollierten Studie umgesetzt. Zum Einschluss der Versicherten führten die Hausärztinnen und Hausärzte u.a. bei metabolisch auffälligen Personen ein Risikoscreening mittels FINDRISK-Tests durch (t0). Der 15-monatige Beobachtungszeitraum umfasste für die Interventionsgruppe eine dreimonatige Lebensstilintervention, optionale Coaching-Termine und drei Kontrolltermine in der Interventions- und Kontrollgruppe, zu denen die Datenerhebung erfolgte. Es wurden u.a. die Endpunkte Körpergewicht, Gesundheitskompetenz und der Grad der Zielerreichung untersucht.
Ergebnisse Von den 3349 Personen, die mit dem FINDRISK gescreent wurden, hatten 1430 (42,8%) Personen ein erhöhtes DMT2-Risiko (FINDRISK ≥ 12). Davon wurden 1170 Personen eingeschlossen. Das Durchschnittsgewicht sank im Interventionsverlauf (t0 zu t3) signifikant um 1,6 kg (1,1%) (V = 106721, p < 0,001). Der Mann-Whitney-U-Test (W = 49265, p = 0,036) zeigte eine signifikant größere Gewichtsabnahme in der Interventionsgruppe (IG) (Mt0-t3 = 2,06 kg, SD = 6,97) als in der Kontrollgruppe (KG) (Mt0-t3 = 1,18 kg, SD = 5,88). Die Gesundheitskompetenz verbesserte sich im Verlauf der Intervention nicht signifikant. 21 Teilnehmende (7,2%) erreichten ihr Gewichtsziel, 55 (18,8%) übertrafen und 217 (74,1%) verfehlten es. Das Ziel, 30 Minuten am Tag aktiv zu sein, erreichten laut eigenen Angaben 177 Teilnehmende (79,4%).
Schlussfolgerung Die Studie zeigt das Potential von flächendeckenden Risikoscreenings zur Früherkennung von Menschen mit erhöhtem DMT2-Risiko sowie einen geringen positiven Effekt der Intervention auf die Gewichtsreduktion. Subgruppenspezifische Präventionsansätze sollten im Anschluss an das Screening angeboten werden. Diese sollten bestehende Strukturen und verschiedene (ärztliche und therapeutische) Disziplinen und Fachrichtungen einbinden. Eine stärkere Ausrichtung des Gesundheitswesens hinsichtlich Gesundheitsförderung und Prävention scheint notwendig.