ZusammenfassungUnter dem Eindruck steigender Unzufriedenheit mit dem politischen System und Misstrauen in gewählte RepräsentantInnen steht die Forderung nach direktdemokratischen Beteiligungsformen gegenwärtig besonders in Verbindung mit dem Rechtspopulismus. Doch bleiben die genaue Beziehung zwischen Populismus und Verfahrenspräferenzen auf individueller Ebene und die Frage, wie genau populistische Einstellungen mit Verfahrenspräferenzen zusammenhängen, weiter offen. Dieser Aufsatz schlägt eine sozialpsychologische Erklärung über Identitätsverlust und -bildung als Ergänzung der Debatte zu Verfahrenspräferenzen vor und liefert ein theoretisches Argument über die Rolle der nationalen Identität, um das Verhältnis zwischen Rechtspopulismus und Verfahrenspräferenzen zu erfassen. Daran anschließend wird empirisch der Frage nachgegangen, inwieweit sich durch populistische Einstellungen und die nationale Identifikation Präferenzen für direktdemokratische Entscheidungsverfahren erklären lassen können. Die Analysen zeigen eine Assoziation von einerseits populistischen Einstellungen und andererseits nationaler Identifikation mit Präferenzen für direktdemokratische Verfahren. Der vermutete moderierende Effekt der nationalen Identifikation auf den Zusammenhang zwischen Populismus und Verfahrenspräferenz bestätigt sich nicht. Der Artikel diskutiert vor dem Hintergrund der Ergebnisse die Bedeutung sozialpsychologischer Ansätze für politikwissenschaftliche Auseinandersetzung mit Verfahrenspräferenzen.