Trotz erheblicher Fortschritte im perioperativen Management
und auf dem Gebiet der Leberchirurgie selbst gehen erweiterte
Leberresektionen nach wie vor mit einer operationsbedingten
Letalität von 1,0-8,7% für die erweiterte Rechtsresektion und
einer tendenziell sogar deutlich höheren Rate bis zu 12,5% für
die erweiterte Linksresektion einher. Dieser vergleichsweise
hohen perioperativen Komplikationsrate stehen nach einer R0-
Resektion 5-Jahres-Überlebensraten bis zu 46% und in hochselektionierten
Fällen bis zu 59% für die beiden häufigsten primären
Lebertumoren, das hepatozelluläre Karzinom (HCC) und
das cholangiozelluläre Karzinom (CCC), und auch für das hiläre
Gallengangskarzinom gegenüber. Für alle drei Tumorentitäten
fehlen bislang randomisierte Studien zum Wert von adjuvanten/
additiven Therapieverfahren. Im Gegensatz zur R0-Resektion
scheint beim HCC und insbesondere beim CCC durch eine
inkomplette Tumorresektion (R1/R2) kein Prognosegewinn erreichbar,
so dass die Indikation zur erweiterten Leberresektion
unter palliativen Gesichtspunkten bei diesen Tumoren nur in
Ausnahmefällen gegeben sein kann. Ebenso wie bei den primären
Lebertumoren kann auch bei den häufigsten sekundären
Lebertumoren, den kolorektalen Lebermetastasen, durch
eine erweiterte Leberresektion eine deutliche Prognoseverbesserung
erreicht werden. Dies trifft sowohl für primär resektable
als auch für erst sekundär, nach neoadjuvanter Vorbehandlung
resektable Metastasen zu. Ob durch eine R1-Resektion ebenfalls
ein Überlebensvorteil gegenüber der irresektablen Situation
erreicht und somit auch eine Indikation zur erweiterten Leberresektion
unter eher palliativen Gesichtspunkten gegeben
sein könnte, ist bislang unklar. Im Gegensatz dazu ist bei symptomatischen
neuroendokrinen Lebermetastasen die Indikation
zur palliativen Leberresektion selbst dann gegeben, wenn
durch eine absehbar inkomplette Resektion eine Reduktion der
Tumormasse um mehr als 95% und damit vermutlich Symptomfreiheit
erreicht werden kann. Eine Indikation zu technisch
erweiterten Resektionen an der hypotherm perfundierten Leber
ist nur in Ausnahmefällen gegeben. Wegen der deutlich geringeren
perioperativen Morbidität und Letalität ist die In-situ-
Technik, seltener auch die Ante-situm-Technik zu bevorzugen.