Unter einem bifaszikulären Schenkelblock versteht man einen kompletten Rechtsschenkelblock (RSB), der entweder mit einem linksanterioren Faszikelblock (LAFB) oder einem linksposterioren Faszikelblock (LPFB) kombiniert ist. Die Prävalenz der Kombination RSB + LAFB beträgt bei hospitalisierten Patienten 0,5-1%, während die Kombination RSB + LPFB etwa 20 Mal seltener vorkommt. Die Ätiologien dieser Reizleitungsblockmuster sind dieselben wie bei den isolierten Faszikelblöcken: koronare Herzkrankheit (KHK) und Kardiomyopathien anderer Genese, Morbus Lenègre, hypertensives Herzleiden, Herzklappenoperation und andere, seltene Zustände. Bilaterale bifaszikuläre Blöcke sind klinisch deshalb von Bedeutung, weil sie mögliche Vorläufer eines kompletten infrahissären atrioventrikulären (AV) Blocks darstellen. EKG 1 RSB plus LAFB Dieser Typ des bilateralen bifaszikulären Blocks (Abb. 11.1) kommt relativ häufig vor. Die verzögerte Erregung des rechten Ventrikels (RSB) und des hochlateralen Teils des linken Ventrikels verändern die QRS-Vektorschleife in der frontalen und der horizontalen Ebene. Das EKG ist charakterisiert durch: i. QRS-Dauer >0,12 s ii. typisches RSB-Bild in Abl. V 1 mit einem rsR´-Komplex (manchmal mit einer alleinigen, breiten und gekerbten R-Zacke oder einem qR-Komplex). Die S-Zacke ist in V 6 breit (Spiegelbild von Abl. V 1 ) iii. frontale überdrehte QRS-Linkslage der ersten 0,06 s. Oft kleine q-Zacken in aVL und I; rS-Komplex in III/aVF/II mit positiven T-Wellen iv. Rotation im Uhrzeigersinn des linksventrikulären QRS-Vektors in den präkordialen Ableitungen, größtenteils mit einem rS-Komplex und (meistens) ohne Q-Zacke in den Ableitungen V 5 / V 6 .