Zusammenfassung
Hintergrund
Leistungsbezogener Substanzkonsum wird weithin unter dem Begriff Neuroenhancement (NE) diskutiert. Ziel dieser Studie war es, einen ersten Überblick zu Prävalenz, Genderunterschieden und Beweggründen von NE an einer Hochschule für angewandte Wissenschaften (HAW) im ländlichen Raum zu geben. Hierbei wurden sowohl pharmakologisches NE (PN), also der Konsum verschreibungspflichtiger und illegaler Substanzen, als auch Soft-Enhancement (SE), d. h. die Einnahme freiverkäuflicher Substanzen, mit einbezogen.
Methodik
Mit Hilfe eines Online-Fragebogens wurde im Wintersemester 2019/2020 eine Querschnitterhebung durchgeführt, in der 503 Studierende aller Fakultäten der HAW Coburg. Angaben zu ihrem Konsum von NE sowie ihren Beweggründen machten. Zur statistischen Analyse wurden χ2-, Fisher’s exact und Mann-Whitney-U-Tests angewandt. Genderunterschiede wurden hinsichtlich PN und SE betrachtet.
Ergebnisse
Die Studienzeitprävalenz für SE betrug 91 % und für PN 28 %. Am häufigsten wurden Kaffee (70 %), Softdrinks (66 %) und Tees (60 %) für SE, sowie Cannabis (21 %), Methylphenidat (8 %) und illegale Amphetamine (7 %) für PN verwendet. Männer betrieben signifikant häufiger PN als Frauen (37 % vs. 24 %, p = 0,005; φ = 0,130). NE wurde insbesondere während der Prüfungsvorbereitungen und bei Stress angewandt. Als Beweggründe dominierten Müdigkeit und Verbesserung der Konzentration und Aufmerksamkeit.
Schlussfolgerung
Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass NE an HAWs im ländlichen Raum ein ernstzunehmendes Phänomen ist, das es weiter zu erforschen gilt.