Das erste Gesetz der Photochemie, das auf Theodor von Grotthuß und John W. Draper zurückgeht, besagt, dass nur der Teil des Lichts, der durch Materie absorbiert wird, eine Wirkung hervorruft. Entsprechend lässt sich das Reaktionsverhalten einer chemischen Verbindung steuern, wenn ihr Absorptionsverhalten der Emission der Lichtquelle angepasst wird. Eine chemische Verbindung mit einem Chromophor, der nur bei einer niedrigen Wellenlänge Licht absorbiert, wird durch langwellige Strahlung nicht angeregt. Gelingt es durch eine reversible chemische Modifikation, die photophysikalischen Eigenschaften des Chromophors zu verändern, kann man selektiv diese modifizierte Spezies anregen. Diese Chromophoraktivierung wird in α,β‐ungesättigten Carbonylverbindungen durch Lewis‐Säuren, Brønsted‐Säuren oder die Bildung von Iminiumionen hervorgerufen und kann dazu genutzt werden, Photoreaktionen bei vorgegebener Wellenlänge zu katalysieren. In diesem Kurzaufsatz wird das Konzept der Chromophoraktivierung vorgestellt, und es werden konkrete Anwendungen in der enantioselektiven Katalyse besprochen.