ZusammenfassungVagheit wird in der öffentlichen Debatte über angemessenen Sprachgebrauch häufig als ein Problem dargestellt. Die Diagnose sprachlicher Vagheit in Bezug auf ein Lexem oder eine Äußerung unterstellt in der Regel eine Absicht – so auch der Titel dieses Themenheftes »Veruneindeutigungen« mit dem Verweis auf »Uneindeutigkeit als Strategie« (Call for Paper, S. 1). Veruneindeutigung präsupponiert einen (aktiven) Agens, der veruneindeutigt – vermutlich intentional. Hierbei wird das Eindeutige als Standard-/default-Wert sprachlicher Kommunikation insinuiert. Pragmalinguistisch gewendet fokussiert dies strukturell paradigmatische und mentalistisch kontrastive Aspekte von Bestimmtheit und Nicht-Bestimmtheit beim Sprachhandeln. Gegenstand dieses Beitrages ist die in Sprache angelegte Eigenschaft der Vagheit, die durch die Arbitrarität von Ausdrucksseite und Inhaltsseite gegeben ist und durch Konventionalisierung des Sprachgebrauchs entschärft wird. Es werden daher zwei Seiten der Vereindeutigung, der pragma-semiotischen Erdung aufgezeigt. Dazu wird die aktive Rolle der rezipierenden Individuen beim Verstehen von uneindeutigen bzw. veruneindeutigten Kommunikationsprozessen fokussiert.