Wach Schlafstadium 1 Wach REM Schlafstadium 2 SS 1 SS 2 SWS Schlafstadium 3 Schlafstadium 4 a b Abb. 1 8 a Polysomnogramm eines gesunden, jungen Erwachsenen sowie b die verschiedenen EEGFrequenzen in den jeweiligen Schlafstadien (SS). REM "rapid eye movement", SWS "slow-wave sleep" Die Klage über mangelnden Tiefschlaf bzw. nichterholsamen Schlaf in Verbindung mit Ein-und Durchschlafstörungen (Insomnien) gehört zu den häufigsten gesundheitlichen Beschwerden überhaupt. Mittlerweile differenziert die moderne Schlafmedizin mehr als 80 verschiedene Schlafstörungen. Neben den bekanntesten schlafmedizinischen Erkrankungen wie dem Schlafapnoesyndrom oder dem Restless-legs-Syndrom können Schlafstörungen auch nichtorganischer und v. a. psychiatrischer Genese sein. So geben 90% aller depressiver Patienten im Rahmen ihrer Erkrankung Schlafstö-rungen an [16]. Eine Insomnie ist zusätz-lich ein Frühwarnsymptom für das erneute Auftreten einer Depression bei remittierten Patienten [9]. Verschiedene epidemiologische Studien kommen zu dem Ergebnis, dass ca. 8-11% der Bevölkerung an behandlungsbedürftigen chronischen Insomnien leidet [32]. Auch das Risiko an einer Depression zu erkranken, erscheint bei nahezu allen schlafmedizinischen Erkrankungen erhöht [52]. Bedeutung und Physiologie des Tiefschlafs Der normale Schlaf besteht nach international gültigen Klassifikationen aus 4 Schlafstadien im Non-REM-Schlaf (NREM, Stadium 1 bis 4) und dem REMSchlaf (. Abb. 1). In der 1. Nachthälfte überwiegen der NREM-und insbesondere der Tiefschlafanteil, während dieser in der 2. Nachthälfte ab-und der REMSchlaf-Anteil zunimmt. Im Tiefschlaf besteht eine hochamplitudige (>75 µV) δ-Aktivität über mehr als 20% (Stadium 3) bzw. mehr als 50% (Stadium 4) einer Epoche. Nach den neuen AASM (American Academy of Sleep Medicine) -Kriterien werden die Tiefschlafstadien 3 und 4 zu einem Schlafstadium -dem sog. SWS-Stadium ("slow-wave sleep") -zusammengefasst [1]. Neben äußeren Faktoren wie Licht, Koffein oder Schichtarbeit wird häufig der Faktor Alter unterschätzt. Bereits zwischen dem 20. und 40. Lebensjahr sinkt der Tiefschlafanteil deutlich und bei älteren Menschen fehlt er oft vollständig. Neben einer Reduktion der Herzfrequenz, des Blutdrucks, der Sympathikusaktivierung und des Glukosemetabolismus im Tiefschlaf kommt es im Schlaf außerdem zu einer Vielzahl an endokrinologischen und immunologischen Veränderungen [51]. Die Kortisolkonzentration hat ihr Minimum in der 1. Nachthälfte. Nach dem Ende der 2. REM-Phase steigt die Konzentration wieder an und erreicht nach dem Aufwachen ihr Maximum. Die Konzentration von Wachstumshormon erreicht ihr Maximum in der Regel während der 1. Tiefschlafphase. Beide Systeme interagieren zudem erhöht die Applikation von Ghrelin, einem endogenen Liganden am GH-Sekretagog (GHS)-Rezeptor bei Gesunden selbst den Tiefschlaf [58]. So führt die Gabe von Dieser Artikel wurde erstpubliziert in Der Nervenarzt 2010 (81): 347-354. Es handelt sich hierbei um eine korrigierte Version. 226 | Somnologie - Schlafforschung und Schlafmedizin...