Zusammenfassung
Vollzugslockerungen sind ein typisches Instrument der Vollzugsgestaltung. Zugleich sind Lockerungen eine sehr spezielle Form der Intervention. Sie sind nicht standardisiert oder manualisiert, es gibt keine Programmtheorie und kein übergreifendes Konzept, es gibt keine Standards zur Begleitung von Lockerungen und sie umfassen keine bestimmten Methoden oder Übungen. Zudem stehen für die Gewährung von Lockerungen erhebliche Ermessensspielräume zur Verfügung, die möglichen Zwecke sind vielfältig und die vorhandene Dokumentation ist nicht darauf ausgelegt, die Vielfältigkeit von Lockerungen abzubilden. Die üblicherweise für Interventionen angelegte Forschungs- und Evaluationslogik steht aufgrund dieser Merkmale vor erheblichen Herausforderungen. Für die verlässliche Schätzung kausaler Effekte sind daher ebenso wie für eine für die Weiterentwicklung einer nützlichen, praxisorientierten Forschung kreative Strategien und Kompromisse notwendig. Dieser Beitrag betrachtet dazu unter anderem die Grenzen üblicher Ansätze zur Effektschätzung und die inhärente Heterogenität der Wirkung von Lockerungen. Weitere Diskussionspunkte umfassen Gefährdungen einer kausalen Interpretation der Zusammenhänge von Lockerungen und verfügbaren Ergebnis- oder Erfolgskriterien, Herausforderungen für übliche Forschungsdesigns und ihre Umsetzung sowie Schwierigkeiten der Operationalisierung von Lockerungen unter Berücksichtigung der Kompatibilität zu den jeweiligen Kriterien. Anhand der Diskussion dieser wesentlichen und besonders relevanten Herausforderungen werden Ansätze vorgeschlagen, um die Validität der Forschung zur Wirksamkeit von Lockerungen zu stärken. Zentral dafür sind die Nutzung eines geeigneten Forschungsdesigns, eine differenzierte Interpretation ermittelter Zusammenhänge unter Berücksichtigung verschiedener Effektvarianten und der Vielfalt von Lockerungen, eine differenziertere Dokumentation sowie die der Fokus auf die Kompatibilität der Operationalisierung von Lockerungen und der verwendeten Ergebnis- oder Erfolgskriterien.