in der kurzen Zeitspanne ihres Lebens eine erstaunliche, ja unglaubliche Anzahl von Erzählungen: Čechov an die zweihundertvierzig, Maupassant zweihundertsechzig; O. Henry ebenfalls mehrere Hundert, von denen die mit New York als Schauplatz besonders populär wurden. Im Vergleich mit diesen beiden Kollegen, dem Franzosen und dem Amerikaner, zeigt sich deutlich, dass Čechovs Erzählungen ganz anderer Art sind. Und unter ‚Čechovs Erzählungen' verstehe ich im vorliegenden Zusammenhang jene, für die er in der Weltliteratur ein ‚Patent' anmelden könnte. Er hat auch andere Erzählungen geschrieben, die für das, was nun als "seine" Poetik gilt, nicht typisch sind, so etwa seine frühen humoristischen Kurzgeschichten, aber auch die späten Erzählungen "Das Duell" ("Duėl'") und "Der schwarze Mönch" ("Černyj monach").Maupassant und O. Henry legen ihre Erzählungen so an, dass am Schluss für den Leser eine Überraschung bereitsteht. Und der Leser liest ihre Erzählungen in Erwartung dieser Überraschung. Beim ‚typischen Čechov' hingegen gibt es eine solche Überraschung nicht, auf die alles Vorherige erzähltechnisch angelegt wäre. Seine Erzählungen, genau gesagt: jene Erzählungen, die für ihn in der Weltliteratur zu Recht als typisch gelten, haben keinen Schluss. Sie hören einfach auf. Endet eine dieser Erzählungen auf der rechten Seite unten, so wird der Leser die Seite umblättern, um zu sehen, wie es weitergeht. Es geht aber nicht weiter. Die Erzählung ist zu Ende. Wir erfahren nicht, was noch passiert ist. Man denke nur an "Die Dame mit dem Hündchen" ("Dama s sobačkoj"), Čechovs bekannteste Erzählung überhaupt, oder an "Meine Frau" ("Žena"), eine Erzählung, die ganz aus blinden Motiven besteht.Čechov selbst hat dieses Verfahren im Gespräch mit Ivan Bunin erläutert, denn er wusste genau, was er tut. Er sagt: "Wenn man eine Erzählung geschrie-Indem Augustus den Stoff auswählte, ordnete und im Einzelnen wie im Ganzen formte, schuf er ein Selbstbildnis von eigenem Reiz, dem ob seiner Knappheit, Schlichtheit, Klarheit und Wucht kein ähnliches zur Seite gestellt werden kann. Der ursprünglich schüchterne, meist kränkliche Jüngling Oktavianus wird zum Führer des römischen Volkes, zum "Retter der Gemeinschaft", zum Erhabenen (Augustus) und Pater Patriae (Vater des Vaterlandes). 5 Kurzum: Mit dem Bericht über seine Taten hat sich Kaiser Augustus seine Unsterblichkeit für die Nachwelt gesichert. Die Bedeutung seines Lebens wird hier für immer festgehalten. 6 Es lässt sich nun sagen: "Meine Taten" des Kaisers Augustus ist der Gegentext zu Čechovs Erzählung "Mein Leben". Aus der Gegenüberstellung beider Texte lässt sich Čechovs Text präzise profilieren.