ZusammenfassungCritical Illness Neuromyopathie (CIPNM) ist eine Sepsis-Komplikation mit noch
immer ungeklärter Pathophysiologie. Die motorische und sensible
Elektroneurographie zeigen eine Minderung der Amplituden von Muskel- und
Nervensummenaktionspotentialen (MSAP/NSAP). Veränderungen im EMG finden sich in
der Frühphase der Erkrankung nicht. Mit einer aufwändigen elektrophysiologischen
Technik wurden Veränderungen der Nerven- und Muskelfaser-Erregbarkeit
beschrieben, die als Zeichen einer Fehlfunktion von Na-Kanälen interpretiert
wurden. Eine neue, auf jedem EMG-Gerät durchführbare 0,2–0,5 Hz Serienreizung
der motorischen Nerven oder direkt des Muskels führt bei CIPNM zu einer starken
Fazilitierung der MSAP und eignet sich als diagnostisches Kriterium. Die
hochgradige Variabilität der Fazilitierung spricht für eine fluktuierende,
dysfunktionelle Neuromyopathie. Sensible Nerven zeigten nur selten eine geringe
Fazilitierung. Als pathogene Faktoren wurden fokale Ischämie mit Hypoxie und
toxische Entzündungs-Botenstoffe vermutet, die ein Energiedefizit erzeugen und
neben anderem Na-Kanäle funktionell beeinträchtigen könnten.