ZusammenfassungDas schulische Wohlbefinden ist ein grundlegendes, sozio-emotionales Bedürfnis aller Schüler*innen und daher ein zentraler Qualitätsindikator inklusiver Schulen. Wenig ist bislang jedoch über die Entwicklung des schulischen Wohlbefindens in inklusiven Klassen der Sekundarstufe I bekannt. Im Rahmen eines internen Evaluationsprozesses an der Laborschule Bielefeld, der inklusiven Versuchsschule des Landes Nordrhein-Westfalen, hat ein interdisziplinäres Team im Forschungs- und Entwicklungsprojekt „Wohlbefinden und Inklusion an der Laborschule – eine Selbstreflexion“ die Selbsteinschätzungen der Schüler*innen hinsichtlich ihres schulischen Wohlbefindens untersucht. Hierzu wurden alle Schüler*innen der Jahrgangstufen 6 bis 10 zwischen 2013 und 2018 jährlich zu einer Befragung eingeladen. Auf der Grundlage des zugehörigen, mit vielen Messzeitpunkten und hoher Beteiligungsquote ausgestatteten längsschnittlichen Datensatzes, wurden für den vorliegenden Beitrag lineare und quadratische Verläufe des schulischen Wohlbefindens von Schüler*innen aus inklusiven Lerngruppen der Sekundarstufe I vergleichend analysiert.Unter Berücksichtigung von insgesamt sechs Komponenten des schulischen Wohlbefindens zeigt sich für zwei Komponenten eine lineare Entwicklung: Die Affinität zur Stammgruppe (bzw. zur eigenen Klasse) nimmt über die Sekundarstufe I leicht ab, ebenso die wahrgenommenen sozialen Probleme in der Schule. Die Verläufe der drei Komponenten Einstellungen und Emotionen gegenüber der Schule, schulischer Selbstwert und Sorgen wegen der Schule werden hingegen signifikant besser durch eine quadratische Modellierung abgebildet. Für diese zeigt sich mit zunehmender Jahrgangsstufe eine weniger ausgeprägte Abnahme (Einstellungen und Emotionen gegenüber der Schule, Abwesenheit von Sorgen wegen der Schule), der teilweise eine Zunahme in höheren Jahrgangsstufen folgt (schulischer Selbstwert). Das Ausmaß körperlicher Beschwerden verändert sich nicht signifikant in Abhängigkeit von der Jahrgangsstufe. Schulpädagogische Implikationen werden im Beitrag ebenso diskutiert wie die Perspektiven für künftige Forschung.