Zusammenfassung
Gegenstand und Ziel: Die Strukturen innerhalb des Wirbelkanals (Dura mater, Subarachnoidalraum, Pia mater, Zentralkanal, Rückenmarkparenchym) lassen sich intraoperativ sonographisch darstellen. Ziel der Studie war, die intraoperativen sonographischen Befunde einer Bandscheibenextrusion in den Wirbelkanal zu dokumentieren und Kriterien zur Beurteilung der Lokalisation des Vorfalls und die dadurch entstandenen Veränderungen des Rückenmarks zu bestimmen. Material und Methoden: Bei 43 Hunden verschiedener Rassen mit einer Diskusextrusion wurde das Rückenmark intraoperativ zu zwei Zeitpunkten unter Verwendung von Linearschallköpfen mit 5–15 MHz sonographisch untersucht: Zeitpunkt 1: nach erfolgter Hemilaminektomie, Laminektomie bzw. Ventral Slot sofort nach Etablieren des chirurgischen Zugangs; Zeitpunkt 2: direkt nach möglichst kompletter Entfernung des vorgefallenen Bandscheibenmaterials aus dem Wirbelkanal. Ergebnisse: Bei 34 Patienten ließ sich das Diskusmaterial sonographisch darstellen und imponierte als inhomogenes, reflexreiches Areal mittlerer Echogenität. Die Bandscheibenextrusionen zeigten je nach Grad der Verkalkung einen distalen Schallschatten unterhalb des vorgefallenen Bandscheibenmaterials (Zeitpunkt 1: 53%, Zeitpunkt 2: 79%) und eine Tendenz zur zentralen Lokalisation (Zeitpunkt 1: 67,6%, Zeitpunkt 2: 57,1%). Die intraoperative Identifikation der Bandscheibenvorfälle mittels Ultraschall gelang in 79% der Fälle. Intraoperativ aufgetretene Blutungen verschlechterten zum Zeitpunkt 1 die Beurteilbarkeit des Rückenmarks hochsignifikant (p < 0,0001). Schlussfolgerungen: Die intraoperative sonographische Untersuchung bietet unter Verwendung eines Linearschallkopfes mit einer Frequenz zwischen 5–15 MHz eine gute Darstellung der einzelnen Rückenmarksstrukturen. Bei kompressiven Läsionen des Myelons liefert sie Informationen für die intraspinale Navigation, zur Einschätzung des Ausmaßes des Bandscheibenvorfalls und zur Kontrolle nach Entfernung des Diskusmaterials. Allerdings können auch Schwierigkeiten in der Darstellung auftreten, vor allem bei intraoperativen Blutungen.