Abbildung 2.1: Strukturformel des Benzols nach Kekulé. Um die delokalisierten π-Elektronen anzudeuten, wird heute häufig ein eingeschriebener Kreis verwendet.Mit dem Auftreten des Benzolrings in einer chemischen Verbindung sind eine Reihe von Eigenschaften verbunden, aus denen bereits Kekulé selbst folgerte, daß die Bindungen im Benzolring nicht fixiert sein können. Erst quantenmechanische Untersuchungen von E. Hückel und L. Pauling in den 30er Jahren führten zu einer befriedigenden Beschreibung des Benzols, wonach ein delokalisiertes π-Elektronensystem den ganzen Ring umfaßt [56,57]. Die sechs π-Elektronen sind demnach gleichmäßig um den ganzen Ring verteilt, so daß alle C-C-Bindungen völlig gleichartig sind. Dieses π-Elektronensystem bewirkt neben den typischen Eigenschaften aromatischer Verbindungen die Fluoreszenz durch einen π * → π Übergang, die einen fluoreszenspektroskopischen Nachweis ermöglicht. Oft wird als Formel für Benzol ein Sechseck mit einem eingeschriebenen Kreis verwendet, der die delokalisierten π-Elektronen symbolisiert.Unter den kondensierten aromatischen Ringsystemen oder polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK) versteht man Moleküle mit mindestens zwei aromatischen Kohlenstoffringen, die gemeinsame C-Atome aufweisen. Bekannte Vertreter sind das Naphthalin und das Anthracen (Abb. 2.2). Bei diesen Molekülen sind die π-Elektronen über das gesamte Molekül verteilt, eine Beschreibung durch einzelne Kreise in den Ringen wäre hier irreführend. Man verwendet daher meist die Schreibweise entsprechend der " Kekulé-Formel", wobei der zweite Strich einer Doppelbindung jeweils für zwei delokalisierte π-Elektronen steht [56,58]. Wie beim Benzol ist auch für die PAK wieder ein π * → π Übergang für die Fluoreszenzeigenschaften verantwortlich. Abbildung 2.2: Die Strukturformeln für (a) Naphthalin und (b) Anthracen.2.1 Spektroskopie an Aromaten 8 2. Physikalische Grundlagen angeregten Elektronenzustands S 1 statt. In kondensierter Materie geht das Molekül durch Wechselwirkung mit umgebenden Molekülen in etwa 10 −12 Sekunden strahlungslos in den niedrigsten Vibrationszustand V 0 des ersten angeregten Elektronenzustands über (Vibrationsrelaxation). Eine mittlere Zeit später verläßt das Molekül unter Abgabe eines Photons diesen Zustand, um in einen der Vibrationszustände von S 0 zu gelangen, von wo es wieder strahlungslos nach V 0 relaxiert. Diese Zeit ist molekülabhängig und liegt meist zwischen 10 −10 und 10 −5 Sekunden.Sowohl für die Absorption als auch für die Emission werden die Wahrscheinlichkeiten, mit denen bestimmte Vibrationszustände eingenommen werden, durch das Franck-Condon-Prinzip bestimmt, dem folgende Überlegung zu Grunde liegt: Die Änderung des Elektronenzustandes erfolgt viel schneller als die Änderung des Ortes, während eines in Abb. 2.5 dargestellten Übergangs ändert sich also fast nur die Energie; der Ort dagegen nur sehr wenig. Bei der Absorption definiert die Energie des absorbierten Photons den Vibrationszustand, in den das Molekül von (S 0 , V 0 ) ausgehend versetzt wird. ...