ZusammenfassungDer Nachweis und die Klassifizierung des Alkoholkonsums spielen eine
entscheidende Rolle in verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen, sei es im
Straßenverkehr, im Gesundheitswesen oder am Arbeitsplatz. Die Verwendung von
Alkoholbiomarkern ermöglicht eine objektive Beurteilung der Trinkgewohnheiten
sowohl im klinischen als auch im forensischen Bereich. Neben etablierten
Biomarkern wie Ethylglukuronid (EtG) oder Carbohydrat-defizientes Transferrin
(CDT) gewinnt Phosphatidylethanol (PEth) als direkter Alkoholbiomarker zunehmend
an Bedeutung. PEth wird nur gebildet, wenn Alkohol im Körper vorhanden ist und
liefert als Bestandteil der zellulären Fraktion des Blutes Informationen über
das Konsumverhalten. Für die Interpretation wird derzeit hauptsächlich das in
menschlichem Blut am stärksten vertretene PEth 16:0/18:1 verwendet und
üblicherweise auf Basis von zwei Grenzwerten interpretiert. Diese Grenzwerte
erlauben eine Einteilung in: 1.) Abstinenz/minimalen Alkoholkonsum, 2.)
Alkoholkonsum und 3.) exzessiven, chronischen Alkoholkonsum. In diesem Artikel
werden die derzeitigen Grenzwerte für die Interpretation von
PEth-Konzentrationen diskutiert und weitere Bemühungen zur Überprüfung und
Gewährleistung der Vergleichbarkeit zwischen verschiedenen Laboren vorgestellt.
Darüber hinaus werden aktuelle und neue Ansätze im Bereich der PEth-Forschung
präsentiert. Dazu gehören neue Entwicklungen für die Normalisierung des
Hämatokrits bei der Messung von PEth, die Verwendung von Point-of-care-testing
(POCT) Geräten zur Messung von PEth am Ort der Blutentnahme, der Nachweis von
PEth in Speichel und Wangenabstrichen, die Verwendung von Immunoassays, sowie
das Potential des neu entdeckten Biomarkers Lyso-PEth. Es bleibt abzuwarten, wie
sich diese neuen Ansätze entwickeln und möglicherweise die Überwachung des
Alkoholkonsums und die Diagnose von Alkoholkonsumstörungen in Zukunft verändern
oder verbessern können. Grundsätzlich besteht noch großes Potenzial für
Fortschritte in Richtung höherer Sensitivität, Spezifität und der Anwendbarkeit
in verschiedenen klinischen Kontexten.