Seit den ersten Berichten über Übergangsmetallkomplexe mit Pinzetten‐Liganden in den späten siebziger Jahren haben diese Systeme wegen der ungewöhnlichen Eigenschaften, die das Metallzentrum durch den Pinzetten‐Liganden erhält, zunehmendes Interesse hervorgerufen. Typischerweise enthält ein solcher Ligand einen anionischen Arenring, der an beiden ortho‐Positionen mit Heteroatomsubstituenten, z. B. CH2NR2, CH2PR2 oder CH2SR, substituiert ist. Die Heteroatomsubstituenten koordinieren im Allgemeinen ebenfalls an das Metallzentrum und unterstützen daher die M‐C‐σ‐Bindung. Häufig führt dies zu einer dreizähnigen meridionalen Koordination, bei der zwei Metallacyclen gebildet werden, die sich die M‐C‐Bindung teilen. Detaillierte Studien zur Bildung und zu den Eigenschaften einer großen Vielfalt an Pinzetten‐Komplexen von Elementen der Platingruppe führten sowohl zu einem grundlegenden Verständnis vieler Reaktionen der Organometallchemie als auch zu einer Reihe neuer Anwendungen. Die Entdeckung von Katalysatoren für die Alkandehydrierung, die Aufklärung der Mechanismen bestimmter Basisreaktionen (z. B. der C‐C‐Aktivierung) sowie die Entwicklung der ersten wiederverwendbaren Metallodendrimere als Katalysatoren in der homogenen Katalyse und kristalliner Schalter zur Materialveredelung sind nur einige der vielen Höhepunkte, die aus den vielfältigen Untersuchungen hervorgegangen sind. In dieser Übersicht werden zum einen die Synthesemethoden besprochen, die zurzeit für die Herstellung von Komplexen aus Elementen der Platingruppe und Pinzetten‐Liganden bekannt sind. Zum anderen werden vor allem Anwendungen von Pinzetten‐Komplexen in den Materialwissenschaften, wie die Entwicklung und Veredelung von Sensoren, Schaltern und Katalysatoren, diskutiert.