Die Oxidation von DyCl2 mit Schwefel in Gegenwart von NaCl (Tantal‐Kapsel, 800°C, 7 d) liefert Einkristalle von Dy2S3 im U2S3‐Typ als Hauptprodukt. Oxidische Verunreinigungen (z. B. DyOCl) werden dabei zu Dy2OS2 umgesetzt, das in zwei verschiedenen einkristallinen Formen anfällt: fast farblose Nadeln (I: orthorhombisch, Pnma (Nr. 62), a = 1542,71(9); b = 380,07(2); c = 674,49(3) pm; Vm = 59,540(6) cm3/mol, Z = 4; R = 0,023; Rw = 0,021) und blaß;gelbe, flächenreiche Prismen (II: monoklin, P21/c (Nr. 14), a = 825,09(6); b = 691,06(5); c = 686,25(5) pm; β = 99,612(7)°; Vm = 58,082(7) cm3/mol, Z = 4; R = 0,026; Rw = 0,025). Entsprechend der um 2,5% kleineren Dichte (Dx = 6,80 für I gegenüber 6,97 g/cm3 für II) soll hier die orthorhombische Form von Dy2OS2 als „Normaldruck”︁‐Form (I) bezeichnet werden. Beide Strukturen von Dy2OS2 werden von O2−‐zentrierten Tetraedern [O(Dy)4]10+ aufgebaut, die in I über zwei cis‐ständige Kanten zu Zick‐Zack‐Ketten der Zusammensetzung ∞1[O(Dy1)3/3(Dy2)1/1]4+, in II über eine Kante und zwei Ecken zu gewellten Schichten der Zusammensetzung ∞2[O(Dy1)3/3(Dy2)1/1]4+, verknüpft sind. Ladungsausgleich und dreidimensionale Vernetzung erfolgt in beiden Fällen über je zwei kristallographisch unterschiedliche S2−, die tetragonal‐pyramidal (C.N. = 5) von Dy3+ umgeben sind. Dy2OS2—I enthält Dy1 in achtfacher (3O und 5S, doppelt bekapptes trigonales Prisma) und Dy2 in sechsfacher anionischer Koordination (1O und 5S, „Oktaeder”︁). In Form II sind beide Dy3+ von jeweils sieben Anionen (Dy1: 3O und 4S, Dy2: 1O und 6S) einfach‐bekappt trigonal‐prismatisch umgeben.