ZusammenfassungDie Differenzialdiagnose von Erkrankungen des vestibulären Labyrinths
stellt eine grosse Herausforderung dar, da sich hinter dem sehr
häufigen Leitsymptom «Schwindel» viele verschiedene
und v. a. seltene Erkrankungen verbergen können. Der vorliegende
Beitrag gibt einen Überblick über die für den
HNO-Arzt wichtigen seltenen Erkrankungen des vestibulären Labyrinths
ausgehend von ihrer klinischen Präsentation als akutes (AVS),
episodisches (EVS) oder chronisches vestibuläres Syndrom (CVS). Der
Schwerpunkt liegt dabei auf den EVS, sortiert nach ihrer Dauer und dem
Vorhandensein von Triggern (Sekunden, ohne Trigger: Vestibularisparoxysmie,
Tumarkin-Krise; Sekunden, lärm- und druckinduziert: Syndrome des
«dritten Fensters»; Sekunden bis Minuten,
positionsabhängig: seltene Varianten und Differenzialdiagnosen des
benignen paroxysmalen Lagerungsschwindels; Stunden bis Tage, spontan:
intralabyrinthäre Schwannome, Tumoren des endolymphatischen Sacks,
Autoimmunerkrankungen des Innenohres). Des Weiteren werden seltene
Differenzialdiagnosen eines AVS (Neuritis vestibularis inf.,
Otolithenfunktionsstörungen, vaskuläre Ursachen, akute
bilaterale Vestibulopathie) und eines CVS (bilaterale Vestibulopathie)
erläutert. Dabei werden insbesondere die entscheidenden
diagnostischen Massnahmen für die Identifikation der einzelnen
Krankheitsbilder und die Warnzeichen für potentiell
gefährliche Ursachen (z. B.
Labyrinthinfarkt/-blutung) dargelegt. Somit dient dieser Beitrag dem
HNO-Arzt in Klinik und Praxis als eine Art «Vademecum»
für die zügige Identifikation und zeitnahe Therapie seltener
Erkrankungen des Gleichgewichtsorgans.