LeitthemaDas Vorliegen schwerer Bissanomalien führt nach Ende des pubertären skeletalen Wachstumsschubs unter Einbeziehung des Patienten routinemäßig zur gemeinsamen kieferorthopädischen und MKG-chirurgischen Behandlungsplanung. Diese gemeinsame Planung dient der Beseitigung des Fehlbisses nach der Klassifikation von Angle [1], der Korrektur der fehlgewachsenen zahntragenden Alveolarfortsätze oder selbst der Lagekorrektur eines ganzen Kiefers. Ein schwerer Fehlbiss kann durch kieferorthopädi-sche Ausformung von Zahnbögen oder Teilzahnbögen und chirurgische Verlagerung verschiedener Anteile der Kiefer oder eines ganzen Kiefers relativ einfach korrigiert werden, wie dies in den 1980er Jahren bereits Routine war.Die Entwicklung festsitzender kieferorthopädischer Behandlungselemente führte zur Ausformung zueinanderpassender Zahnbögen und die Anwendung funk tionsstabiler Osteosynthesematerialien zur Reduktion und schließ-lich zur Abschaffung der intermaxillären Immobilisation. Nach Bekanntwerden der "Down-Fracture-Technik" zur Verlagerung des Oberkiefers in alle Richtungen [4] hat sich zunächst die simultane Verlagerung des gesamten Ober-und Unterkiefers [10] mit Anwendung von interokklusalen Splinten entwickelt. Damit war verlässlich die gleichzeitige reproduzierbare Verlagerung beider Kiefer in einer Operation möglich geworden. Durch weitere operationstechnische Fortschritte (Distraktionstechnik, Piezotechnik zum Funktionserhalt von Nerven) sind heute umfangreiche komplikationslose skeletale Korrekturen des Mittel-und Untergesichts in alle drei Dimensionen des Raums über große Distanzen hin möglich. Da nach kephalometrischen Analysen in weit über 90% aller schweren Fehlbisse sowohl das Mittelgesicht als auch das Untergesicht fehlgewachsen sind, wird heute routinemäßig das stomatognathe System mit dem gesamten Gesichtsschä-del in die Behandlung miteinbezogen [15]. Die chirurgischen Operationsplanungen richten sich nach kephalometrischen Kriterien, die sich nach Hasund [7] für den kaukasischen Schädelaufbau in Mitteleuropa ergeben haben. Analysen nach Ricketts [9] legen die transversale Breite des Oberkiefers zum Unterkiefer fest. Die Beachtung und der Erhalt der Kiefergelenkfunktion bestimmen die sagittale Lage des Unterkiefers. > Heute wird der gesamte Gesichtsschädel in die Behandlung miteinbezogen Ästhetische Grundsätze im transversalen, vertikalen und sagittalen Gesichtsaufbau spielen ebenfalls eine große Rolle bei der Operationsplanung [2]. Unter deren Beachtung werden umfangreiche skeletale Korrekturen des Mittel-und Untergesichts vorgenommen, die auch die Gesichtskonturen und mimischen Funktionen normalisieren oder zumindest verbessern. Daneben wird auch eine normale Verzahnung in allen drei Ebenen erreicht. Bei der Beachtung ästhetischer Gesichtspunkte spielen Lippenregion, Nasenbasis und Kinn eine herausragende Rolle [11]. Auch die Verbesserung der Lippenprominenz, der Lachlinie, des Nasolabialwinkels und der Kinnprominenz wird bei der Planung der Osteotomien berücksichtigt [3]. Ein Jahr nach der komplexen M...