ZusammenfassungIn Deutschland weisen in geriatrischen Abteilungen ca. 60% der Patienten
ein Risiko für oder eine manifeste Mangelernährung auf. Nach
Phasen der Unterernährung können ältere Menschen den
Gewichtsverlust nicht ohne besondere therapeutische Unterstützung
kompensieren. Je stärker die Mangelernährung im Alter
ausgeprägt ist, umso mehr Muskelmasse geht verloren. Zum Wiederaufbau
von Muskelmasse und -funktion benötigen alte Menschen significant mehr
Energie und essenzielle Aminosäuren als junge. Der Energiebedarf zum
Muskelaufbau steigt außerdem mit fallendem BMI. Bei krankheitsbedingter
Immobilisierung verlieren ältere Menschen in 5 Tagen Bettruhe 4%
ihrer Muskelmasse und 16% ihrer Muskelkraft. Daher muss es das Ziel
einer medizinischen Behandlung geriatrischer Patienten sein, sowohl die
Gesundung des Organismus zu erreichen als auch die Kraft und Funktion des
muskuloskeletalen Systems zu erhalten. Dies wird im Alter nur durch
gleichzeitige Bewegungs- und Ernährungstherapie erreicht. Bei Jungen
reicht allein die Gabe von Proteinsupplementen zur Steigerung der
muskulären Proteinsynthese nach Bettruhe, bei Alten müssen
zusätzlich physiotherapeutische Maßnahmen erfolgen. Die Basis
der funktionsorientierten Therapie ist die optimierte Ernährung des
geriatrischen Patienten: Der tägliche Energiebedarf im Alter
beträgt bei mäßiger Aktivität ca. 30
kcal/kg KG. Eine ausgeglichene Ernährung im Alter sollte
40–60% Kohlenhydrate, 15–20% Protein,
30–50% Fett umfassen, wobei der Proteinanteil durchaus
höher sein kann und möglichst 1,5 g/kg KG betragen
sollte. Störfaktoren der Ernährung im Alter sind
vielfältig, müssen systematisch erfasst und multimodal behandelt
werden. In der Geriatrie steht für dieses kombinierte Therapiekonzept
das multiprofessionelle Team zur Verfügung.