Mit der Entwicklung der modernen Mittelohrchirurgie haben über eine Sanierung des Krankheitsprozesses hinaus der Hörerhalt/die Hörverbesserung an Bedeutung gewonnen. Abhängig vom Belüftungszustand des Mittelohrs machen es biokompatible und biostabile Knochenersatzmaterialien möglich, zuverlässig und voraussehbar dem Wunsch der Patienten nach einem angemessenen Hörvermögen zu entsprechen. Ausgewählte Befunde (Trommelfell-, Mittelohr-, Ossikelzustand, Innenohrfunktion u. a.) sollen dazu beitragen, Entscheidungshilfen für die Indikation (oder Kontraindikation) bei hörverbessernden (Revisions-)Eingriffen zu geben.Der Ohroperateur ist sich am Ende eines sanierenden Eingriffs gelegentlich nicht sicher, ob er z. B. ein Cholesteatom zwischen den Stapesschenkeln oder unter einem überhängenden N. facialis komplett entfernt hat (᭤Residualcholesteatom). Es ist oft nicht eindeutig nachvollziehbar, ob verbliebenes Epithel zu einem Wiederauftreten eines Cholesteatoms geführt hat. Der Übergang zum ᭤Rezidivcholesteatom ist fließend. Dieses entwickelt sich meist aus einer umschriebenen Trommelfelleinziehung. Um eine unkontrollierte Ausbreitung des Prozesses zu verhindern, wird revidiert. Einer mög-lichen Innenohrschädigung oder einer endokraniellen Komplikation lässt sich so vorbeugen.
Mittelohrbelüftung und Zustand der Trommelfell-Gehörknöchelchen-Kette sind für das zu erwartende audiologische Resultat entscheidend.Wird bei saniertem Mittelohr ausschließlich eine Verbesserung des Hörvermögens angestrebt, so schätzt der Operateur ein, welches audiologische Resultat in der individuellen Situation erwartet werden kann. Neben meist gut erfassbaren Kriterien wie der ᭤Mittelohrbelüftung müssen Einzelbefunde bewertet werden, die in hohem Maße die ohrmikrochirurgische Erfahrung miteinfließen lassen; u. a. spielen bei der Beratung des Patienten Trommelfellgröße, Stellung, Stabilität, Schwingungseigenschaften und (Rest-) Ossikelsituation eine wesentliche Rolle. Bei nicht eindeutigen prä-operativen Befunden werden das Für und Wider des Eingriffs verständlich und ausführlich mit dem Patienten diskutiert. Besteht eine ᭤instabile Mittelohrsituation mit Infekten oder ist die Mittelohrbelüftung unzureichend, so kann durchaus einmal ᭤ Residualcholesteatom ᭤ Rezidivcholesteatom ᭤ Mittelohrbelüftung ᭤ Instabile Mittelohrsituation HNO 2002 · 50:76-90 Redaktion H.-J.Schultz-Coulon, Neuss Die Beiträge der Rubrik "Weiter-und Fortbildung" sollen dem Facharzt als Repetitorium dienen und dem Wissenstand der Facharztprüfung für den Arzt in Weiterbildung entsprechen.Die Rubrik beschränkt sich auf gesicherte Aussagen zum Thema.