Die leichte kognitive Beeinträchtigung bezeichnet kognitive Defizite, die physiologische Altersveränderungen überschreiten, ohne aber den Schweregrad einer Demenz zu erreichen. Es wird allgemein angenommen, dass mit dem Syndrom ein stark erhöhtes Demenzrisiko einhergeht, insbesondere gegenüber der Alzheimer-Demenz (1). So wurde bei Probanden mit leichter kognitiver Beeinträchtigung in 10-15 % der Fälle pro Jahr eine Progression zur Alzheimer-Demenz gefunden (2). Ähnliche Konversionsraten wurden von Ritchie et al. (3) und Schönknecht et al. (4) beschrieben.Eine Grenzziehung zwischen altersentsprechenden kognitiven Veränderungen und bereits pathologischen Entwicklungen im Sinne einer beginnenden Hirnerkrankung ist dennoch oft nicht eindeutig möglich. Das "Diskontinuitätskonzept" betrachtet dabei physiologisches Altern und Demenz als unterscheidbare Gruppen mit einer Überlappungszone, bzw. mit einer speziellen Gruppe altersassoziierter Gedächtnisstörungen, die qualitativ und quantitativ vom physiologischen Altern und der Demenz unterscheidbar sind. Demgegenüber nimmt das "Kontinuitätskonzept" einen fließenden Übergang vom gesunden Altern über altersassoziierte kognitive Einbußen in einem nicht weiter diagnostisch aufklärbaren Über-gangsbereich bis hin zur Demenz an (1). Die Diskrepanzen zwischen den skizzierten Konzepten lassen sich nur bedingt auf methodische Unterschiede in der Definition der leichten kognitiven Beeinträchtigung beziehen, sondern machen einen Einfluss modulierender Variablen wahrscheinlich, die bei gegebenen pathologischen Veränderungen den klinischen Manifestationszeitpunkt individuell determinieren.
Kriterien der leichten kognitiven BeeinträchtigungDie für die eigenen Untersuchungen leitenden Forschungskriterien des "aging-associated cognitive decline" (AACD) wurden 1994 von einer Arbeitsgruppe der International Psychogeriatric Association erstellt (5). In Anlehnung an die Kriterien der ICD-10-Diagnose "leichte kognitive Störung" werden in diesem Konzept nicht nur das sekundäre Gedächtnis berücksichtigt, sondern auch andere kognitive Bereiche wie Aufmerksamkeit und Konzentration, abstraktes Denken, Sprache und visuell-räumliches Vorstellungsvermögen. Hauptkriterien bilden neben eigen-oder fremdanamnestischen Angaben über einen schleichenden Abbau kognitiver Funktionen zusätzlich eine verminderte Testleistung (unterhalb einer Standardabweichung) in einer der genannten 5 kognitiven Domänen. Damit wird berücksichtigt, dass Personen mit leichter kognitiver Beeinträchtigung vermutlich eine heterogene Gruppe mit unterschiedlichen kognitiven Leistungseinschrän-kungen bilden. Als weiterer Vorteil ist die Anwendung alters-und bildungsangeglichener Normwerte zu nennen, die dem AACD-Konzept Neurokognitive Defizite, die physiologische Altersveränderungen überschrei-ten, ohne die Ausprägung einer demenziellen Symptomatik zu erreichen, werden als leichte kognitive Beeinträchtigung (LKB) bzw. Mild Cognitive Impairment (MCI) eingestuft. Hierbei handelt es sich um ein Risikosyndrom für die spätere Entwicklung ei...