ÜberblickDiese Studie zur Kabelstation von Heart's Content, Neufundland, im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert zeigt das Entstehen multirelationaler Geographien im Zusammenhang zwischen Globalisierungsprozessen und Technologie. Theoretisch baut der Aufsatz auf einem Verständnis von Globalisierung als nichtlinearem Prozess der weltweiten Zunahme, Ausdehnung und Verdichtung von Netzwerken und Interaktionsräumen auf. Dies betont die Perspektive der Vernetzung ebenso wie die des "Dazwischen" (Hartmut Böhme) oder der "Löcher in den Netzen" (Jürgen Osterhammel). Der Aufsatz zeigt, wie die Seetelegraphen auf der einen Seite Neufundland in den Fokus geopolitischer Überlegungen rückten und innerhalb eines globalen Kommunikationssystems verorteten und auf der anderen Seite wenig soziale oder wirtschaftliche Relevanz für Neufundland selbst hatten. Es entwickelten sich unterschiedliche Geographien der Globalisierung. Dies zeigte sich in der Differenz zwischen dem unmittelbaren Raum der Nachricht und dem an die Topographie der Kabelstation gebundenen Raum des Telegraphisten. Brauchte eine Nachricht über den Atlantik wenige Minuten, so blieb die kurze Distanz in die nächste Stadt eine Tagesreise. Ähnlich blieben die Telegraphenstationen für eine lange Zeit imperiale "Fremdkörper" innerhalb der neufundländischen Bevölkerung. Heart's Content war ein "Portal der Globalisierung" (Middell/Naumann) durch welches große Informationsmengen hindurch, jedoch keine nach außen, nach Neufundland, drangen.