ZusammenfassungWie wird Einwilligung, ein von feministischen Anti-Vergewaltigungsaktivistinnen politisiertes Konzept, von AkteurInnen a priori fernab der Frauenbewegung verstanden und adaptiert? Ist es im Kampf gegen sexuelle Gewalt relevant, dem polizeilichen ein feministisches Verständnis entgegenzusetzen? Auf diese Fragen schlägt dieser Artikel eine Antwort vor, indem er die feministische Rechtstheorie, die Soziologie der sozialen Bewegungen und die Soziologie der Polizei zusammenliest. Er basiert auf einer zehnmonatigen empirischen Untersuchung in einer Polizeidienststelle in einem großen französischen Ballungsraum. Der erste Teil des Artikels befasst sich mit den feministischen Mobilisierungen gegen Vergewaltigungen seit den 1970er Jahren und mit deren partiellem Transfer in die Strafverfolgung. Dieser Teil zeigt, dass die Kriminalisierung von Vergewaltigungen in feministischen Verbänden kaum in Frage gestellt wird. Darüber hinaus erörtert er, wie die Entscheidung, sich diesbezüglich auf das Strafrecht zu beziehen, das Verständnis von Feministinnen und PolizistInnen auf den Gegenstand teilweise angenähert hat. Der zweite Teil schließlich untersucht die Praxen der PolizeibeamtInnen und die dahinterstehenden Logiken. Schließlich hebt der Artikel die liberale Sexualmoral hervor, die dieser Polizeiarbeit zugrunde liegt; eine Moral, die jene mit bestimmten feministischen Positionen teilt.