Zusammenfassung
Zielsetzung Erstmalig für Deutschland wurden Einstellungen und Wissensstand von Hebammenschülerinnen bezüglich Impfungen im Allgemeinen, sowie der Influenza-Impfung im Speziellen erfasst.
Methodik Im Rahmen einer Querschnittsstudie wurde zwischen Mai und Juli 2017 eine standardisierte schriftliche Befragung aller Hebammenschülerinnen in Nordrhein-Westfalen durchgeführt. Die Ergebnisse wurden sowohl durch Häufigkeitsanalysen, als auch mittels multipler, logistischer Regression ausgewertet.
Ergebnisse Alle 10 Hebammenschulen in Nordrhein-Westfalen nahmen an der Befragung teil und Fragebögen von 315 Hebammenschülerinnen (Teilnahmerate: 95,7%) konnten ausgewertet werden. Die Effektivität der Impfung gegen saisonale Influenza schätzten 77,8% der Befragten falsch ein, mögliche Nebenwirkungen wurden nur von 35,2% der Befragten korrekt eingeschätzt. Von der Sicherheit einer Impfung während der Schwangerschaft waren 56,2% der Befragten nicht überzeugt. Faktoren, die ein erhöhtes Risiko eines nicht ausreichenden Wissensstands bezüglich Influenza-Impfung bieten, sind ein Lebensalter zwischen 22 und 25 Jahren (adjustiertes Odds ratio (aOR) 1,99 95%-Konfidenzintervall (KI) 1,12–3,52) im Vergleich zu Jüngeren (18–21 Jahre), eine fehlerhafte Einschätzung des Übertragungsrisikos (aOR 3,68 95%-KI 1,85–7,29) sowie ein nicht ausreichendes Wissen über die Influenza-Erkrankung (aOR 1,78 95%-KI 1,04–3,06). Im Gegensatz hierzu zeigten 76,8% der Befragten eine positive Einstellung gegenüber Impfungen im Allgemeinen, 73,3% der Befragten beklagten eine zu geringe Information der Öffentlichkeit über Impfkomplikationen.
Schlussfolgerung Das unzureichende Wissen der Hebammenschülerinnen bezüglich der saisonalen Influenza-Impfung steht einer Erhöhung des Impfschutzes von Hebammen, Schwangeren und somit auch dem Schutz von Neugeborenen entgegen. Aufklärungskampagnen in den Ausbildungsgängen, sowie eine Analyse und Anpassung der Unterrichtsinhalte mit wissenschaftlich validierten Erkenntnissen, erscheinen notwendig. Ferner sollten die Ergebnisse Anlass vorrangig für Betriebsmediziner, Hausärzte und Gynäkologen sein, um Personal in der Hebammenausbildung bzw. -beruf intensiver bezüglich saisonaler Influenza-Impfung zu beraten.