Zusammenfassung
Ziel der Studie ist, zu einem differenzierten Verständnis von
Kaufsucht beizutragen, indem untersucht wird, inwieweit problematisches
Kaufverhalten als mehrdimensionales Konstrukt zu verstehen ist. Um
Fachkräfte in Prävention und Unterstützung von
Betroffenen zu sensibilisieren, werden verschiedene Personengruppen mit
problematischem Kaufverhalten voneinander abgegrenzt.
Methodik Es wurden N=258 Studierende zu Kaufverhalten und
Persönlichkeitsmerkmalen, materieller Werteorientierung, psychischer
Belastung sowie Produktpräferenzen befragt. Die Dimensionalität
des problematischen Kaufverhaltens wurde faktorenanalytisch geprüft und
bildet die Grundlage für nachgeschaltete Cluster- und Diskriminanz-
sowie Varianzanalysen zur Differenzierung verschiedener Personengruppen mit
problematischem Kaufverhalten.
Ergebnisse Problematisches Kaufverhalten setzt sich aus fehlender
Bedarfsorientierung, impulsiv-reaktivem Verhalten und
selbstregulatorisch-reflektierter Tendenz zusammen. Es zeigten sich die zwei
Subtypen Status- sowie Selbstregulationskonsumierende, die sich im
Ausmaß ihrer Somatisierung unterscheiden. Auffällig
Konsumierende hatten im Vergleich zu Personen mit unauffälligem
Kaufverhalten eine höhere materielle Werteorientierung und einen
höheren Neurotizismuswert. Verglichen mit gewöhnlichen
Konsumierenden waren Selbstregulationskonsumierende weniger offen und
verträglich, stärker psychisch belastet und hatten mehr
Produktpräferenzen.
Schlussfolgerung Problematisches Kaufverhalten sollte zukünftig in
Bezug auf fehlende Bedarfsorientierung, impulsiv-reaktives Verhalten und
selbstregulatorisch-reflektierte Tendenz differenzierter klassifiziert und
diagnostiziert werden. Neurotizismus, materielle Werteorientierung sowie
zugrundeliegende Kaufmotive, wie die Aufwertung von Status und Identität
oder die Regulation von aversiven Emotionen, könnten eine bedeutende
Rolle in Prävention und Behandlung von problematischem Kaufverhalten
spielen.