Die Kombination sterisch gehinderter Lewis‐Säuren und ‐Basen führt nicht zur üblichen Neutralisationsreaktion unter Bildung der “klassischen” Lewis‐Säure/Base‐Addukte. Stattdessen stehen die Lewis‐Acidität und ‐Basizität solcher “frustrierten Lewis‐Paare” (FLPs) gemeinsam für die Durchführung ungewöhnlicher Reaktionen zur Verfügung. Typische Beispiele für FLPs bestehen aus inter‐ und intramolekularen Kombinationen sperriger Phosphine und Amine mit stark elektrophilen RB(C6F5)2‐Komponenten. Viele frustrierte Lewis‐Paare sind in der Lage, Wasserstoff heterolytisch zu spalten. Die resultierenden H+/H−‐Paare (z. B. stabilisiert in Form der entsprechenden Phosphonium‐Kation/Hydridoborat‐Anion‐Salze) fungieren als metallfreie Katalysatoren für die Hydrierung sperriger Imine, Enamine, Enolether usw. FLPs reagieren auch mit Alkenen, Carbonylverbindungen und einer Vielzahl anderer kleiner Moleküle, darunter auch Kohlendioxid, in vermutlich kooperativen Dreikomponentenreaktionen. Auf dieser Beobachtung lassen sich neue Synthesestrategien aufbauen.