Zusammenfassung
Hintergrund Der Konsum illegaler Substanzen in der Schwangerschaft ist eine große gesellschaftliche und medizinische Herausforderung. Hauptproblemsubstanzen der pränatalen Drogenexposition sind neben Tetrahydrocannabinol (THC) Opioide und Methampehtamin. Die Wirkung dieser Substanzen auf die langfristige Entwicklung der Kinder ist noch vielfach unbekannt.
Methoden Seit 2012 werden am Universitätsklinikum Leipzig geborene Kinder mit pränataler Substanzexposition in der Kinderschutzambulanz langfristig nachbetreut. Von 42 Kindern mit pränataler Opioid- oder Methamphetaminexposition wurde im Alter von 2–3 Jahren eine Entwicklungsdiagnostik anhand der Bayley Scales (BSID III) durchgeführt. Als Kontrolle dienten 84 nicht exponierte Kinder. Das Matching erfolgte 1:2, adaptiert nach Alter, Geschlecht, Gestationsalter und Geburtsgewicht.
Ergebnisse Die motorische Entwicklung zwischen pränatal methamphetamin-, opioidexponierten Kindern und der Kontrollgruppe unterscheidet sich nicht signifikant. Die Kinder mit pränataler Methamphetaminexposition (n=23) zeigen jedoch signifikant geringere Skalenwerte in Kognition und Sprache (79,1 gegenüber 95,9 der Kontrollgruppe), pränatal opioidexponierte Kinder eine leichtere kognitive Einschränkung mit einem Skalenwert von 91,7 (n=19). 56% der Kinder der Methamphetamin-Gruppe hatten formal eine Entwicklungsverzögerung zum Testzeitpunkt. Zusätzlich erreichten Kinder signifikant niedrigere Skalenwerte, deren Bezugsperson alleinerziehend und/oder eine geringe schulische und berufliche Bildung hatten. Beide Substanzen erhöhten trotz gleichem Gestationsalter in allen Gruppen (37,4–38,5 SSW) das Auftreten postnataler Adaptionsstörungen erheblich (46–53%).
Schlussfolgerung Aus dieser Studie ergeben sich Hinweise darauf, dass Kinder mit pränataler Exposition gegenüber Methamphetamin oder Opioiden kognitive und sprachliche Defizite mit 2–3 Jahren zeigen und Methamphetamin einen stärkeren negativen Einfluss zu haben scheint. Die mit elterlichen Drogenabusus verbundenen psychosozialen Risikofaktoren haben dabei eine entscheidende Bedeutung für das Erreichen einer altersgerechten Entwicklung.