An der Schnittstelle zwischen herkömmlichen Lehm‐ und modernen Massivbaustoffen haben sich in jüngerer Vergangenheit zementstabilisierte Lehmsteine als vielversprechende Alternative für den Mauerwerksbau entwickelt. Sie bergen das Potenzial, die ökologischen und ökonomischen Vorteile des Lehmbaus zu nutzen, ohne die übliche Empfindlichkeit gegenüber Feuchtigkeit aufzuweisen. Die gültigen Normen und Regelungen erlauben jedoch keine ingenieurmäßige Bemessung eines Mauerwerks aus zementstabilisierten Lehmsteinen. Zur Untersuchung des Potenzials zementstabilisierter Lehmsteine befasst sich der vorliegende Aufsatz daher eingehend mit den verschiedenen Einflussfaktoren der Herstellung, der Weiterverarbeitung zum Mauerwerk und der Witterung. Die Erkenntnisse und Angaben aus der Fachliteratur und der Anwendung in Ostafrika werden hierbei durch Druckfestigkeitsprüfungen an zementstabilisierten Lehmsteinen und Mauerwerksprüfkörpern verifiziert und ergänzt. Dieser ganzheitliche Ansatz ermöglicht eine Bewertung der Druckfestigkeit zementstabilisierter Lehmsteine mit einer anschließenden Bemessung in Anlehnung an das vereinfachte Verfahren nach Anhang A der DIN EN 1996‐3. Darauf aufbauend wird ein Ausblick auf künftige Einsatzmöglichkeiten und Anwendungsgrenzen eines Mauerwerks aus zementstabilisierten Lehmsteinen gegeben.