Moderne Arbeitsmoral: Gerechtigkeits- und Rationalitätsansprüche von Erwerbstätigen heute

Abstract

Gängige Zeitdiagnosen malen das Bild einer Wirtschafts-und Arbeitswelt, in der die Ungerechtigkeit zwar wächst, in der zugleich aber auch die normativen und moralischen Grundlagen für Empörung und Protest erodieren. Wo "der Markt" sein Urteil spricht und der "Homo oeconomicus" es exekutiert, da verschwindet scheinbar die Moral und Egoismus wie auch Entsolidarisierung greifen um sich. Auf Basis neuer Forschungsbefunde lässt sich indes zeigen, dass dieses Bild in die Irre führt. Es werden Konturen einer "modernen Arbeitsmoral" und einer "moralischen Ökonomie" sichtbar, in deren Zentrum Ansprüche an eine "konkret nützliche Beteiligungsordnung" stehen, die arbeitspolitisch hoch relevant sind. 1 KNUT TULLIUS, HARALD WOLF 1 Für wichtige Hinweise zur Überarbeitung dieses Aufsatzes bedanken wir uns bei den Teilnehmern und Teilnehmerinnen des Schwerpunktheft-Workshops, insbesondere bei

Justice expectations in crowd and platform-mediated work

“…Another sociological study (Kratzer et al, 2015; similarly Tullius and Wolf, 2016) examined various forms of the legitimation of work on the basis of 320 qualitative interviews with non-managerial employees in Germany. As well as expecting opportunities for self-realisation in the workplace, involvement in decisions in their immediate working environment, and working conditions that upheld their dignity, the interviewees also expressed subjective expectations concerning performance-related justice as an effort-centred concept .…”

“…What is unique to crowdwork, however, is that in contrast to the types of work (including ‘mini-jobs’) considered by the studies noted above, it does not take place within (commercial) organisations. It is nonetheless within such organisations that the ‘question of the formation of this principle’ (Menz and Nies, 2018: 132–133) is addressed and that the demand for performance-related justice persists as an ‘enduring source of conflict and critique’ due to its repeated infringement (Tullius and Wolf, 2016: 496–497). Because this organisational context (and the attendant space for conflict and critique) is lacking in the case of crowdwork, we do not know what to expect regarding crowdworkers’ perceptions of injustice related to their work performance .…”

Abgehängt im Aufschwung

“…Zusätzlich können wir auch auf unsere qualitative Empirie zurückgreifen, um einige Zusammenhänge genauer darzustellen und weitere Details zu Themen wie dem Bewusstseinswandel der Beschäftigten einzubringen.Konzeptuell beziehen sich die RAuL-Befragung und unsere qualitativen Erhebungen auf Studien zum Arbeitsbewusstsein und zum Gesellschaftsbild von Beschäftigten, die in den vergangenen Jahren im deutschsprachigen Raum publiziert wurden(Dörre u.a. 2013;Tullius/Wolf 2016; klassisch: Popitz u.a. 1957).…”