Eine Reihe von z. T. auch urodynamisch kontrollierten Studien berichten über die Wirksamkeit von Trospiumchlorid bei Erwachsenen mit Detrusorhyperaktivität neurogener und nicht-neurogener Genese. Über den Einsatz von Trospiumchlorid bei Kindern liegen bisher nur wenige Publikationen vor, obwohl die fehlende Liquorgängigkeit und das günstige Wirkungs-/Nebenwirkungsprofil von Trospiumchlorid auch für den Einsatz der Substanz bei der kindlichen Detrusorhyperaktivität sprechen. Die im Rahmen einer Anwendungsbeobachtung dokumentierten Erfahrungen bei Kindern sollen im Folgenden vorgestellt werden. Trospiumchl orid, eine quaternäre Ammoniumbase, gehört zur Substanzgruppe der Anticholinergika [1]. Die Wirkung, die auf einer kompetitiven Hemmung Acetylcholin-vermittelter Effekte im Urogenital-und Gastrointestinaltrakt beruht [4], ist bei der Detrusorhyperreflexie [14, 15, 27] und bei der idiopathischen Detrusorinstabilität [16±18] des Erwachsenen gut dokumentiert. In der Entwicklung der Blasensteuerung kontrolliert der Kortex erst mit zunehmendem Alter den Miktionsreflex. Die im Kleinkindesalter noch physiologische Detrusorhyperaktivität wird erst mit zunehmender Reifung der verantwortlichen Nervenstrukturen durch eine willkürlich steuerbare Miktion ersetzt [10, 19]. Eine gleichzeitig einsetzende Reduktion der nächtlichen Harnproduktion durch das antidiuretische Hormon (ADH) der Hypophyse begünstigt das Ausbleiben der zunächst noch physiologischen nächtlichen Miktionen. Dieser Prozeû ist unter normalen Umständen im Alter von 4 Jahren abgeschlossen [20]. Tritt eine Störung in der Reifung der Miktionskontrolle ein oder kommt es zu einem Rückfall in ein frühkind-liches Miktionsmuster, so kann daraus eine zu imperative und/oder zu späte Wahrnehmung des Harndrangs mit Einnässen untertags (Dranginkontinenz), aber auch nachts, sowie eine erhöhte Miktionsfrequenz resultieren. Bei einem Ausbleiben des Entwicklungsprozesses kann daraus bei Jugendlichen/Erwachsenen die Symptomtrias imperativer Harndrang, Pollakisurie, Nykturie/Enuresis resultieren [20, 25]. Das Syndrom der kindlichen Harninkontinenz, gekennzeichnet durch die Symptome imperativer und gehäufter Harndrang mit Einnässen während des Tages oder der Nacht, wird heute vom Begriff der Enuresis abgegrenzt, unter der eine monosymptomatische Enuresis nocturna zu verstehen ist [8]. Neben Blasentraining und Verhaltenstherapie wurden zur Therapie des kindlichen Einnässens ± wobei in der Vergangenheit meist nicht zwischen kindlicher Harninkontinenz und Enuresis differenziert wurde ± ADH [6, 22, 24, 26], trizyklische Antidepressiva [7, 21], Diclofenac [2], synthetische Testosteronderivate [5] und Amantidin [3] mit wechselndem Erfolg eingesetzt. Breitere Erfahrungen liegen für Anticholinergika, insbesondere für Oxybutynin und Propiverin vor [13, 28]. Für Trospiumchlorid existieren bisher nur kasuistische Berichte über Behandlungen mit Kindern [12], obwohl die in der Literatur bei der Behandlung Erwachsener dokumentierte geringe Nebenwirkungsrate [9, 15] auch bei Kindern eine gute Ve...