Einfachbindungen werden im Valence-Bond(VB)-Modell durch Resonanz zwischen kovalenten und ionischen Grenzstrukturen beschrieben (Schema 1).[1] Während in homoatomaren Bindungen (AÀB) die kovalente Grenzstruktur dominiert, überwiegt in heteroatomaren Bindungen mit hoher Elektronegativitätsdifferenz (cA ! cB) die entsprechend polarisierte ionische Resonanzstruktur. Als Fazit resultiert eine niedrigere kovalente Bindungsordnung und eine nennenswerte Polarität der Bindung (A d+ À B dÀ ).Wir haben im Jahr 2000 über die Hydrid-Reaktivität von 2-Hydridodiazaphospholenen 1 berichtet und diese als Folge einer entsprechenden Polarisierung P d+ ÀH dÀ der P-H-Bindung interpretiert, die durch Hyperkonjugation der sechs pElektronen in der C 2 N 2 -Einheit mit dem s*(P-H)-Orbital erklärt werden kann.[2] In der Sprache des VB-Modells bedeutet dies, dass ungeachtet des geringen Elektronegativitätsunterschieds (c AR (H) 2.2, c AR (P) 2.06) ionische Grenzstrukturen signifikant zur Bindung beitragen. Ursächlich hierfür ist die hohe Stabilität des Diazaphospholenium-Kations, die Resonanzstrukturen wie 1'' und 1''' energetisch begünstigt und zur erhöhten Dissoziationsneigung von PHalogen-1,3,2-diazaphospholenen beiträgt. [3] Folgt man diesem Prinzip, dann sollte sich durch Kombination eines Diazaphospholenium-mit stabilen anionischen PhosphanidFragmenten auf gleiche Weise auch die homoatomare P-PBindung eines Diphosphans polarisieren lassen. Im Folgenden wird die Synthese und Charakterisierung solcher Derivate beschrieben und die aus der Polarisation resultierende ungewöhnliche Reaktivität der P-P-Bindung demonstriert.Erste Versuche zur Herstellung von P-Phosphanyldiazaphospholenen wurden ausgehend von Lithiumdiphenylphosphanid 2 und Lithiumtetraethylphospholid 3[4] unternommen, deren Anionen wegen ihrer hohen Stabilität besonders günstig für die Synthese von Produkten mit einer polarisierten P-P-Bindung sein sollten. Die Umsetzungen von 2 oder 3 mit einem ¾quivalent der P-Chlordiazaphosphole 4 in THF lieferten glatt die Zielverbindungen 5 a,b, die als gelbe, hydrolyseempfindliche, kristalline Festkörper isoliert und durch spektroskopische und analytische Untersuchungen charakterisiert wurden (Schema 2).Während die spektroskopischen Daten wenig auffällig sind, [5] geben Röntgenstrukturanalysen [6] deutliche Hinweise für die erwartete Schwächung der P-P-Bindungen als Folge eines erhöhten Gewichts ionischer Grenzstrukturen wie 5'''. Die P1-P2-Bindung in 5 a (2.334(1) , Abbildung 1) ist deutlich länger als typische P-P-Bindungen in Diphosphanen (2.217 AE 0.08 [8] ) und übertrifft noch die Abstände im sterisch überladenen [{(Me 3 Si) 2 CH} 2 P] 2 (2.310 ), [9] das leicht unter homolytischer Spaltung der P-P-Bindung in zwei Radikale dissoziiert, und im 1,1-Diaminodiphosphan (iPr 2 N) 2 PÀ PPh 2 (2.250 ), [10] für das aufgrund der signifikant geringeren Stabilität des (iPr 2 N) 2 P + -Ions gegenüber einem Diazaphospholeniumkation [3] eine weniger ausgeprägte Polarisierung der P-P-Bindung zu erwarten ist.In 5 b (Abbildung 2 a) fällt neben e...