Die meisten Ansätze zur Erklärung legislativen Handelns und Entscheidens in parlamentarischen Demokratien konzentrieren sich auf institutionell basierte Anreize und die ideologisch-programmatischen Präferenzen der involvierten politischen Akteure. Im vorliegenden Beitrag argumentieren wir, dass insbesondere bei ethischreligiös unterlegten Thematiken, bei denen vielfach nur ein geringes Maß an Parteidisziplin herrscht, persönliche Eigenschaften und Erfahrungen eine ausschlaggebende Rolle bei der Gesetzesinitiierung, parlamentarischen Debatten und dem Abstimmungsverhalten spielen. Zudem gehen wir der Frage nach, ob sich das Handeln der Abgeordneten auch bei ethisch-religiösen Fragestellungen an den Einstellungen ihrer Wählerschaft orientiert. Wir testen unsere Erwartungen anhand eines Datensatzes, der den legislativen Prozess zur Regelung der Präimplantationsdiagnostik im Deutschen Bundestag nachzeichnet. Unsere Ergebnisse zeigen, dass sowohl Konfession, Geschlecht und Elternschaft der Abgeordneten als auch der Grad der Kirchengebundenheit ihrer lokalen Wählerschaft eine nicht unbedeutende Rolle für das legislative Verhalten der Bundestagsmitglieder in dieser Debatte spielte.