Zusammenfassung: Grundlagen: Als eine Alternative zur Steroidsubstitutionstherapie wurde die syngene Transplantation von adrenocorticalen Zellpopulationen unter die Nierenkapsel an LEWIS‐Ratten untersucht.
Methodik: Suspensionen von Glomerulosazellen (G‐Tx), Fasciculatazellen (F‐Tx) oder beiden Zellpopulationen (K‐Tx) – erhalten durch Dichtegradientenzentrifugation – wurden unter die Nierenkapsel adrenalektomierter Lewis‐Ratten transplantiert. Plasma zur Messung von Aldosteron und Corticosteron sowie 24‐Stunden‐Urin wurde nach 3, 30, 120 und 360 Tagen gewonnen.
Ergebnisse: In allen Gruppen fanden sich vitale Zelltransplantate. Sogenannte Neocortices, mehrschichtig aufgebaute Transplantate, die der normalen Anatomie der Nebennierenrinde entsprachen, ließen sich nur in den Gruppen G‐Tx und K‐Tx nachweisen. Plasma (Urin) Corticosteron sank von präoperativ 256 bis 304 ng/ml (226 bis 230 ng/Tag) auf halb so hohe Werte an Tag 3 und stieg anschließend ab Tag 30 wieder auf normale Werte (Daten angegeben als Spannweite). Plasma Aldosteronkonzentrationen betrugen 0,150 – 0,180 ng/ml in unbehandelten Ratten und sanken auf signifikant niedrigere Werte an Tag 30. Danach kam es in den Gruppen G‐Tx und K‐Tx zu einer Restitution präoperativer Konzentrationen; in Gruppe F‐Tx blieben die Werte signifikant erniedrigt.
Schlußfolgerungen: Von der Zona glomerulosa abgeleitete Zellen bleiben vital, produzieren Aldosteron und Corticosteron und führen zur Bildung eines Neokortex mit Aufbau einer Zona glomerulosa und Zona fasciculata. Im Gegensatz dazu bleiben von der Zona fasciculata abgeleitete Zellen zwar vital, aber regenerieren keine Zona glomerulosa und produzieren kaum Aldosteron. Diese Beobachtungen bekräftigen die Zellmigrationstheorie. Die Transplantation von Nebennierenrindenzellen könnte in Zukunft eine physiologische Alternative zur Steroidsubstitutionstherapie bei der Behandlung von Unterfunktionszuständen der Nebennierenrinde des Menschen darstellen.