Wie viele meiner Kollegen habe ich mit großem Interesse die Pro-Kontra-Diskussion über Intubationen von Kindern mit oder ohne Relaxans gelesen [1][2]. Die gegensätzlichen Aussagen bezüglich Komplikationsrate -eine signifikant hö-here ohne Relaxans [1, 3] und eine signifikant niedrigere ohne Relaxans [2] -haben mich zum Lesen der Originalarbeiten veranlasst. Devys et al. [3] untersuchten Komplikationsraten nach Intubationen mit oder ohne Muskelrelaxans sowie Intubationsbedingungen bei Kindern. Zu meinem großen Erstaunen wurden in der Studie von von Unger-Sternberg [4] aber keineswegs Intubationen mit und ohne Relaxans verglichen. Ziel ihrer Untersuchung war es vielmehr, prä-und intraoperative Risikofaktoren für Atemwegskomplikationen bei Kindern herauszuarbeiten. Die Ergebnisse zeigten, unter vielen anderen, präoperative Atemwegsinfekte, Asthma, Rauchen in der Familie und Intubation per se (im Vergleich zu Maske und Larynxmaske) als multifaktorielle Risikofaktoren. Muskelrelaxanzien wurden in der ganzen Arbeit nur ein einziges Mal in einer Tabelle erwähnt (4% Komplikationen ohne Relaxans, 5% mit). Ohne die Hauptergebnisse in die Analyse einzuschließen, ist es in meinen Augen wissenschaftlich und statistisch nicht zulässig, weitere Schlüsse wie in [2] ziehen. Aussagen wie " 2-bis 2,5-fach erhöh-te Inzidenz für Bronchospasmus …" und "… eine doppelt so große Inzidenz für Entsättigung im Aufwachraum" bei der Verwendung von Relaxanzien [2] können in der zitierten Arbeit [4] gar nicht gefunden werden. Zu Recht wies Jöhr in seinem Editorial [5] darauf hin, dass eine Pro-KontraDiskussion keine fundierte Analyse der Sachlage sei, sondern beide Autoren ausschließlich Argumente für ihren eigenen Standpunkt hervorheben. Allerdings sollte die irreführende und wissenschaftlich zweifelhafte Argumentation von von Ungern-Sternberg [2] in einer renommierten Zeitschrift wie Der Anaesthesist nicht unwidersprochen bleiben.