ZusammenfassungDie Kombination von Vancomycin und Piperacillin/Tazobactam (V+P/T) kommt in der
empirischen Therapie von schweren Infektionen zum Einsatz, insbesondere, wenn
patientenseitige Risikofaktoren wie Immunsuppression oder Kolonisation mit
multiresistenten Erregern vorliegen. Die Nephrotoxizität von Vancomycin ist
bekannt, das Risiko der Nephrotoxizität wird durch adaptierte Dosierungen sowie
therapeutisches Drug-Monitoring vermindert. Piperacillin/Tazobactam (P/T) kann
sehr selten eine interstitielle Nephritis auslösen. Die Resultate retrospektiver
Kohortenstudien bei Kindern zeigen überwiegend eine geringe, klinisch wenig
relevante, additive Nephrotoxizität (definiert als Kreatinin-Anstieg im Serum)
beider Substanzen. Präklinische Studien und eine prospektive Studie mit
erwachsenen Patienten, die weitere Nierenretentionsparameter sowie das klinische
Outcome untersuchten, zeigten keinen Zusammenhang zwischen einer Therapie mit
V+P/T und akuter Nierenfunktionseinschränkung. Aufgrund der Limitationen der
vorhandenen Publikationen sprechen sich die Arbeitsgruppe ABS der DGPI und die
Experten der GPN nicht gegen den Einsatz von P/T plus Vancomycin aus. Dennoch
sollte durch den zeitlich restriktiven Einsatz der Kombination V+P/T die
Exposition gegenüber V+P/T und ein mögliches Nephrotoxizitätsrisiko minimiert
werden. Auch die alternativ infrage kommenden Substanzen sind dabei sowohl im
Hinblick auf ihr antimikrobielles Spektrum, auf mögliche Nebenwirkungen sowie
auf den durch sie ausgeübten Selektionsdruck kritisch zu hinterfragen.
Indikationen für den empirischen sowie gezielten Einsatz von P/T und V+P/T
sollten in Zusammenarbeit mit dem lokalen ABS-Team in hausinternen Leitlinien
festgelegt werden. Wird die Kombinationstherapie V+P/T verwendet, sollte eine
über das Serum-Kreatinin hinausgehende sowohl laborchemische (BGA, Cystatin C)
als auch klinische Überwachung (Bilanzierung, Blutdruck) der Nierenfunktion
erfolgen.