Aktuell gibt es weltweit und auch inDeutschland mehrere Studien zur Tertiärprävention des Typ-1-Diabetes bei Kindern und Erwachsenen. Die Prä-ventionsmaßnahmen lassen sich in antientzündliche, immunzellgerichtete und antigenspezifische Ansätze sowie die Behandlung mit Stammzellen unterteilen. Mit der tertiären Prä-vention wird versucht, den laufenden Prozess der immunmediierten β-ZellZerstörung aufzuhalten oder günsti-genfalls umzukehren.
Typ-1-DiabetesDer Verlauf des Typ-1-Diabetes ist chronisch und durch den voranschreitenden Verlust der endogenen Insulinsekretion bis hin zur manifesten Hyperglykämie und anschließender Remissionsphase gekennzeichnet (. Abb. 1;[3,21]).E Typ-1-Diabetes resultiert aus der chronischen immunvermittelten Zerstörung der insulinproduzierenden β-Zellen. Auch nach Diagnosestellung schreitet der Krankheitsprozess fort [25]. Bestimmte "Human-leukocyte-antigen"(HLA)-Klasse-II-Antigene prädisponieren für die Erkrankung. Umweltfaktoren triggern den Autoimmunprozess. Die β-Zell-Zerstörung wird durch gegen Inselzellantigene gerichtete autoreaktive T-Lymphozyten und durch Zytokine vermittelt. Die gleichzeitig gebildeten Autoantikörper gegen Inselantigene sind Produkte der B-Lymphozyten. Sie sind die wichtigsten diagnostischen Marker für die Prä-diktion eines Typ-1-Diabetes bei Stoffwechselgesunden oder für die Differenzialdiagnose des Diabetes. Die Möglich-keiten der Primär-, Sekundär-und Tertiärprävention ergeben sich aus den einzelnen Phasen des chronischen Verlaufs mit erhöhtem genetischen Risiko, positivem Inselzellantikörpernachweis und manifester Hypergly kämie. Mit der tertiären Prävention wird versucht, den laufenden Prozess der immunmediierten β-Zell-Zerstörung aufzuhalten oder günsti-genfalls umzukehren.Die Wechselwirkung von Immunsystem und β-Zelle bei der Pathogenese des Typ-1-Diabetes und Ansatzpunkte der Tertiärprävention sind in . Abb. 2 dargestellt. Die selektive β-Zell-Zerstörung geschieht direkt oder indirekt durch antigenreaktive zytotoxische T-Zellen, T-Helfer-Zellen und deren Immunmediatoren. Dabei stehen die verschiedenen Immunzellen, regulatorische T-Zellen (Treg) und andere Zellen in Wechselwirkung. Inselautoantikörper werden von den B-Lymphozyten ausgeschüttet. Ansätze zur Immunintervention zielen häufig auf die T-Zellen, sind antientzünd-lich gegen die Immunmediatoren gerichtet oder versuchen, über Stammzelltherapie das Immunsystem zu modulieren oder die β-Zellen zu regenerieren.
RemissionsphaseNach Erstmanifestation eines Typ-1-Diabetes verbessert sich die glykämische Stoffwechsellage in etwa der Hälfte der Fälle nach Wochen bis Monaten. In dieser Zeit benötigen viele Patienten wenig bis gar kein exogenes Insulin und weisen trotzdem normnahe Blutglukosewerte auf [1]. Die längerfristige Aufrechterhaltung oder Induktion solch einer Remissionsphase ist ein realistisches Ziel der Tertiärprävention. Bis heute gibt es wenige Möglichkei-ten, individuell vorherzusagen, welcher Patient in die Remission kommt, zu welchem Zeitpunkt sie auftritt und wie lange sie anhält [1]. Es wi...