ZUSAMMENFASSUNG
Gegenstand und Ziel In den vergangenen Jahren wurde vermehrt darauf hingewiesen, dass exzessive Smartphone-Nutzung Merkmale abhängigen Verhaltens aufweisen und damit auch einen eigenständigen Störungswert erlangen kann. In diesem Kontext wurde der Begriff der „smartphone addiction“ eingeführt. In dieser Übersicht soll der aktuelle Wissensstand zu diesem neuen Phänomen zusammengefasst werden.
Material und Methoden Selektive Literaturrecherche zur „problematischen“ oder „exzessiven“ Smartphone-Nutzung resp. „smartphone addiction“ unter Berücksichtigung aktueller Befunde aus der Neurobildgebung.
Ergebnisse Die „smartphone addiction“ (SPA) kann psychometrisch reliabel erfasst werden. Konservative Schätzungen gehen von einer Prävalenz von ca. 14–31 % bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen aus. Die SPA scheint mit vielfältigen anderen Symptomen assoziiert zu sein, insbesondere mit Angst, Depressivität, Impulsivität, Emotions- und Selbswertregulati onsdefiziten. Rezente Befunde der Neurobildgebung verweisen auf neurobiologische Parallelen zu anderen substanzgebundenen und substanzunabhängigen Suchterkrankungen.
Schlussfolgerung/klinische Relevanz Die SPA ist ein relativ neues Phänomen, jedoch keine eigenständige Krankheitsentität. Parallelen zur DSM-5 „Internet Gaming Disorder“ (IGD) sind nicht zu übersehen, und möglicherweise könnte die SPA als „mobile“ Variante digitaler Spielstörungen betrachtet werden. Erste neurobiologische Befunde konnten das kategoriale Konstrukt der SPA validieren mit Verweis auf Gehirnregionen und neuronale Netzwerke, die Sucht und abhängiges Verhalten aufrechterhalten. SPA-spezifische Therapieoptionen sind derzeit nicht verfügbar, sie dürften sich jedoch stark anlehnen an Behandlungsprinzipien der IGD. Präventive und psychoedukative Maßnahmen sollten in der Zukunft gestärkt werden.