Die Entwicklung der Hirnfunktion wird pränatal durch epigenetische Faktoren, die insbesondere mit einer fetalen Mangelversorgung oder erhöhten fetalen Stresshormonkonzentrationen einhergehen, beeinflusst. Schon eine moderate Mangelernährung hat Effekte auf die Hirnentwicklung u.a. über eine Hemmung des Systems des insulinähnlichen Wachstumsfaktors. Daneben führt sie zu einer Erhöhung von mütterlichen Kortisolkonzentrationen im fetalen Kreislauf. Erhöhte fetale Kortisolkonzentrationen, sei es aufgrund fetaler Mangelversorgung, Stress oder pränataler Gabe von Glukokortikoiden, führen ebenfalls zu Störungen der Hirnentwicklung. Darüber hinaus induzieren sie in den letzten Wochen der Schwangerschaft, wenn die kindliche Hypophysen-Hypothalamus-Nebennieren-(HHN)-Achse reift, eine dauerhafte Desensitivierung von Glukokortikoidrezeptoren im Hippokampus. Diese bewirkt eine verminderte negative Rückkopplung der HHN-Achse mit der Folge einer verstärkten Kortisolausschüttung und einer erhöhten Stressempfindlichkeit im späteren Leben. Die Störungen der Hirnentwicklung und die dauerhaft erhöhten Kortisolspiegel induzieren subtile kognitive Störungen, Verhaltensauffälligkeiten und eine Prädisposition für depressive und schizophrene Erkrankungen.