Schildzecken sind deshalb sehr geeignete Überträger von Krankheitserregern, weil sie das Überleben aufgenommener Mikroorganismen in ihrem von Verdauungsenzymen freien Darm begünstigen. Borrelien zum Beispiel bleiben dort bis zur nächsten Blutmahlzeit der Zecke, gelangen dann erst nach Expression bestimmter Oberflächenproteine über die Hämolymphe in die Speicheldrüsen der Zecke und in den aktuellen Blutwirt. Da der Mensch in Europa am häufigsten vom 2. Entwicklungsstadium der Zecke, der Nymphe gestochen wird, ist das Risiko bereits groß (1 : 4), eine Infektion mit Borrelien zu erleiden. Manche Krankheitserreger werden transovariell, nach Infektion der Ovarien, von einer Zecken-Generation auf die nächste übertragen, sodass die aus den Eiern schlüpfenden Zeckenlarven bereits infektiös sind, wie das bei Babesia divergens der Fall ist. Die freilebenden Stadien von Schildzecken sind gegenüber Austrocknung sehr empfindlich. Ungesogene Zecken und solche, die kürzlich eine Blutmahlzeit beendet haben, nehmen Wasser aus der feuchten Umgebungsluft durch hygroskopisches Material auf, das von den Speicheldrüsen sezerniert wird. So können ungesogene Zecken ihre Wirtssuche auch in die obere Vegetation ausdehnen und ihren Blutwirten über einige Tage auflauern, bevor sie zur Rehydrierung wieder auf den Erdboden zurück müssen. Dort muss ein Mikroklima bestehen, in dem die relative Luftfeuchte selbst im Hochsommer nicht unter 80% abfällt. Ein typisches Habitat für Zecken stellen Laub-und Mischwäldern dar, mit Lebensbedingungen für alle Entwicklungsstufen und dazu noch mit einer Fülle von Wirtstieren für Ixodes ricinus als auch für andere Schildzeckenarten. Die drei Entwicklungsstadien der Schildzecken befallen verschiedene Wirte: Larven gewöhnlich Nager, Nymphen Vögel und mittelgroße Säuge-tiere, während adulte weibliche Zecken große Wirtstiere wie Rehe und Rotwild zur Blutmahlzeit aufsuchen. Larven bewegen sich bis zu 20 cm, Nymphen bis zu 40 cm und adulte Zecken bis zu 80 cm über den Erdboden und das nur solange, bis sie wegen Austrocknungsgefahr in Bereiche mit idealer Luftfeuchte hinunter müssen. Doch selbst adulte Zecken klettern gewöhnlich nie höher als einen halben Meter über den Boden. Alle Stadien von Ixodes ricinus befallen auch den Menschen, aber es sind viel öfter Nymphen (ca 75%) als Larven oder Adulte [1]. In den meisten Habitaten sind die Zecken im Frühling und Frühsommer am aktivsten, während die Wirtssuche im Sommer sehr stark abnimmt. In Mitteleuropa beobachtet man einen zweiten Aktivitätsgipfel der Zecken im Herbst. In Tabelle 1 sind die von Zecken übertragbaren Krankheitserreger zusammengestellt, die in Mitteleuropa sehr häufig bis nur vereinzelt Infektionskrankheiten des Menschen verursachen.Am häufigsten wird die Lyme-Borreliose beobachtet. Jährlich treten in Mitteleuropa mehrere hunderttausend Fälle auf. Frühsommermeningitis-Fälle kommen in Öster-reich wegen der breiten Durchimpfung der Bevölkerung nur mehr selten vor.