ZusammenfassungStadtleben geht mit einem erhöhten Risiko für eine Reihe an psychischen Erkrankungen einher. Dabei scheint ein stressabhängiger Entstehungsmechanismus eine wesentliche Rolle zu spielen. Bisherige Daten deuten auch auf eine höhere Responsivität des Gehirns von Stadtbewohnern auf sozialen Stress hin. Gleichzeitig leben Stadtbewohner unter durchschnittlich günstigeren Bedingungen mit leichterem Zugang zu Bildung, persönlicher Entfaltung, Gesundheitsversorgung und kultureller Vielfalt. Es ist davon auszugehen, dass eine höhere chronische soziale Stressexposition in der Stadt gemeinsam mit anderen Risikofaktoren (soziale, psychologische oder genetische) zum pathogenen Faktor werden kann, vor allem wenn der Zugang zu den resilienzfördernden Ressourcen der Stadt erschwert ist. Welche sozialen Gruppen besonders gefährdet sind und welche stadtplanerischen und stadtpolitischen Maßnahmen sozialem Stress entgegenwirken und sich als gesundheitsprotektiv auswirken, bleibt zu erforschen. Hierzu appellieren wir zu einem interdisziplinären Forschungsansatz, der Stadtforschung, Medizin und Neurowissenschaften miteinander verbindet und transdisziplinär den Wissensaustausch mit Politik, Zivilgesellschaft und Bürgern praktiziert. Angesichts einer weltweit rasant voranschreitenden Urbanisierung besteht hier dringender Forschungs- und Handlungsbedarf.