Sowohl die mondadische als auch die dyadische Version der Theorie vom "demokratischen Frieden" beziehen ihre Annahmen über die zu Grunde liegenden Kausalitätsmechanismen aus diversen Metatheorien, aus dem Rationalismus, dem Konstruktivismus und dem Institutionalismus. Eine genaue Analyse ihrer Kausalitätsannahmen zeigt, dass die Beziehung zwischen Demokratie und friedlichem Verhalten nicht derart zwingend ist, wie es die Theorie suggeriert. Dieses Urteil gilt, wenn man die aus den einzelnen Metatheorien abgeleiteten Kausalitätsmechanismen gesondert betrachtet, und noch mehr, wenn man ihre Wechselwirkung analysiert. In beiden Fällen lassen sich Hypothesen ableiten, die entweder "demokratiespezifische" Gründe für ein aggressives Verhalten gegenüber Nichtdemokratien vorhersagen oder solche, die auf eine Neutralisierung der besonderen kriegsverhütenden Empathie hinauslaufen, die Demokratien der Theorie gemäß im Verhältnis zueinander entwickeln. Beide Versionen der Theorie enthalten also Antinomen; die Theorie ist unterspezifiziert. Eine wichtige Aufgabe besteht darin, die Kontextbedingungen herauszuarbeiten, unter denen Demokratie tatsächlich die behauptenden friedenserhaltenden Effekte im Wechselverhältnis der Demokratien oder sogar erga omnes hervorbringt.