Im Bereich der chemischen Biologie werden biologische Sonden‐ und Wirkstoffmoleküle klassischerweise genutzt, um die Aktivität von Proteinen (wie Enzymen und Rezeptoren) zu modulieren, die sich verhältnismäßig leicht durch niedermolekulare Verbindungen beeinflussen lassen. Der verbleibende Rest, der die Mehrheit des Proteoms stellt, galt lange Zeit als für Wirkstoffe unzugänglich (“undruggable”). Mithilfe niedermolekularer Modulatoren des Ubiquitin‐Proteasomsystems (UPS) ist es möglich, statt der Proteinaktivität die Proteinmenge zu modulieren, was die Anzahl der zugänglichen Zielmoleküle erhöht. Während ein Angriff auf das Proteasom selbst zu einer globalen Erhöhung der Proteinmenge führen kann, lässt sich durch das Ansteuern anderer Komponenten des UPS (z. B. der E3‐Ubiquitinligasen) in gezielter Weise eine Erhöhung von Proteinmengen erreichen. Als Alternative dazu beginnen sich verschiedene Strategien zur Induktion des Proteinabbaus mittels niedermolekularer “Sonden” abzuzeichnen. Durch die Fähigkeit, den Abbau bestimmter Proteine zu induzieren und/oder zu inhibieren, besitzen niedermolekulare Modulatoren des UPS das Potenzial, den für Wirkstoffe zugänglichen Anteil des Proteoms über klassische Zielstrukturen wie Enzyme und Rezeptoren hinaus in signifikanter Weise zu erweitern.