ZusammenfassungEs wurden 3 Hunde mit plötzlich auftretenden erythematösen Hautveränderungen,
Fieber und weiteren unterschiedlichen extrakutanen Symptomen vorgestellt, welche
mittels klinischer, labordiagnostischer und histopathologischer Untersuchungen
der caninen sterilen neutrophilen Dermatose zugeordnet werden konnten. Die
Erkrankung ist sehr selten und mit dem Sweet-Syndrom (SS) des Menschen zu
vergleichen. Entsprechend den 4 Formen des SS konnte in dieser Kasuistik der 1.
und 3. Fall dem klassischen/idiopathischen SS zugeordnet werden, wobei die
respiratorischen Symptome, als Prodromalstadium des SS, den Hautläsionen
vorausgingen oder eine Infektion des Respirationstraktes als Trigger des SS
anzusprechen ist. Der 2. Fall hingegen weist einen deutlichen und der 3. Fall
einen möglichen Zusammenhang mit Pathergie als Folge einer vorausgegangen
chirurgischen Versorgung (Fall 2 eine Tibia Plateau Leveling Osteotomy [TPLO] 20
Tage zuvor; Fall 3 eine Hemilaminektomie 90 Tage zuvor) auf, wodurch beide der
4. Form des SS zugeordnet werden können. Bei allen 3 Fällen ist eine adverse
Arzneimittelreaktion als Trigger nicht sicher auszuschließen, da jeweils vor
Diagnosestellung Medikamente eingesetzt wurden. Neben den häufigsten
extrakutanen Symptomen wie Fieber und Neutrophilie, trat bei 2 der Patienten
eine immunhämolytische Anämie auf. Als Therapieoptionen wird zusätzlich zu den
etablierten immunsupprimierenden Medikamenten wie Prednisolon, Ciclosporin und
Azathioprin auch Oclacitinib in das Behandlungsschema mit aufgenommen, ebenso
wie ein Thrombozytenaggregationshemmer (Clopidogrel), welcher als Lehre aus dem
1. der vorliegenden Fälle zu deuten ist, der an einer pulmonalen Thromboembolie
verstarb. Bei Fall 2 konnten alle Medikamente über 2,5 Jahre ausgeschlichen
werden, seit 4 Jahren ist der Patient ohne Rezidiv. Fall 3 ist unter Therapie
rezidivfrei.