Fiktion und Fakten in Wissenschaft und Belletristik Die lästigen steirischen Arsenikesser Ferdi Schüth zum 60. Geburtstag gewidmet ment und Medikament verwendet wurden, vor allem das geringfügig wasserlösliche Anhydrid der arsenigen Säure, Arsenolith oder Arsenik (As 2 O 3 ; LD 50 = 14,6 mg kg-1 ; Abbil dung 4), welches über Jahrhunderte als Mordgift berüchtigt war. Eine wässrige Lösung des Kaliumsalzes der arsenigen Säure (K 3 AsO 3 ; LD 50 = 14 mg kg-1) wurde aber auch vom 18. bis Mitte des 20. Jahrhunderts als Liqvor Arseniitis kalici (Abbildung 5) in der Medizin verwendet. Die Legende der steirischen Arsenikesser und ihre angebliche Arsenimmunität werden seit den Veröffentlichungen von Johann Jacob von Tschudi Mitte des 19. Jahrhunderts immer wieder in populären Wissenschaftsdarstellungen aber auch in wissenschaftlichen Lehrbüchern und Aufsätzen sowie belletristischen Werken geschildert und gehören scheinbar zu den unumstößlichen Fakten der Wissenschaft. Dies ist umso verwunderlicher, als nie belastbare experimentelle Beweise für die angebliche Arsenimmunität beschrieben wurden, wie eine Gegenüberstellung der im 19. Jahrhundert veröffentlichten Berichte und den seinerzeitigen Kommentaren des englischen Arztes William Bedford Kesteven zeigt. Dass der Mythos trotzdem, wie eine lästige Plage, immer wieder in der Öffentlichkeit aber auch der Wissenschaft auftaucht, liegt an der Art und Weise seiner Verbreitung durch die Zeitschriften des 19. Jahrhunderts aber auch an seinen zahlreichen literarischen Adaptionen, wie am Beispiel des Kriminalromans "Strong Poison" von Dorothy L. Sayers näher erläutert wird. Gift und Elixier Der Name des Elements Arsen, welches in der Natur gedie gen vorkommen kann (Abbildung 2), wird im allgemeinen auch als Metapher für Gift verwendet [1]. Giftiger als ele mentares Arsen (LD 50 = 763 mg kg-1) sind neben seinen unlöslichen sulfidischen Mineralien Auripigment (As 2 S 3 ; LD 50 = 185 mg kg-1 ; Abbildung 3) und Realgar (As 4 S 4 ; LD 50 ≈ 100 mg kg-1 ; Abbildung 1), die in der Antike als Pig W. mArTin WAllAu Abb. 1 Realgar (Tetraarsentetrasulfid; As 4 S 4) auf Calcit.