Operationsindikationen bei zystischen Tumoren des Pankreas

Abstract

ZusammenfassungEine stetige Verbesserung der modernen Bildgebung sowie ein steigendes Alter in der Gesellschaft haben dazu geführt, dass zunehmend häufiger zystische Pankreastumoren detektiert werden. Zystische Pankreasraumforderungen stellen eine klinisch herausfordernde Entität dar, da sie ein breites biologisches Spektrum umfassen und ihre Differenzierung untereinander vor allem bei kleinen Tumoren häufig schwierig ist. Sie bedingen daher eine differenzierte Operationsindikationsstellung. Zur Bestimmung von Empfehlungen zur Operationsindikation bei zystischen Tumoren des Pankreas wurde von einer Qualitätskommission für Pankreaserkrankungen der Deutschen Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie eine systematische Literaturrecherche durchgeführt und daraus resultierend folgende Übersichtsarbeit erstellt. Auf Grundlage der aktuellen Evidenz besteht bei Vorliegen von Malignitätszeichen oder Hochrisikokriterien (Ikterus bei Obstruktion des Ductus choledochus durch die zystische Pankreasläsion, kontrastmittelaufnehmende intramurale Knoten ≥ 5 mm oder solide Komponenten in der Zyste oder Pankreashauptgang ≥ 10 mm) sowie bei Symptomen unabhängig von der Zystenentität (ausgenommen Pankreaspseudozysten) eine Operationsindikation. Ist die Entität der Pankreaszyste mittels bildgebender Diagnostik eruierbar, so sollten alle intraduktalen papillär-muzinösen Neoplasien (IPMN) vom Hauptgang und vom Mischtyp, alle muzinös-zystischen Neoplasien (MCN) > 4 cm sowie alle soliden pseudopapillären Neoplasien (SPN) reseziert werden. Serös-zystische Neoplasien (SCN) und Seitengang-IPMN ohne Risikokriterien stellen primär keine Operationsindikation dar. Die Operationsindikationsstellung bei Seitengang-IPMN mit relativen Risikokriterien und MCN < 4 cm ist Gegenstand aktueller Diskussionen und sollte individuell erfolgen. Die vorliegende Arbeit soll durch ein Herausarbeiten von Indikationsempfehlungen helfen, die Indikationsqualität bei zystischen Pankreastumoren zu verbessern. Die letztendliche Operationsindikationsstellung sollte jedoch immer individualisiert unter Berücksichtigung von Alter, Komorbiditäten und Patientenwunsch erfolgen.

Operationsindikationen bei Tumoren der Bauchspeicheldrüse

“…Serös-zystische Neoplasien (SCN), die asymptomatisch sind und keine Risikokriterien aufweisen, stellen primär keine Operationsindikation dar [13,44].…”

“…Zystische Pankreasneoplasien beinhalten ein breites Spektrum an Entitäten mit unterschiedlichem biologischem Verhalten und werden vor allem durch folgende 4 Entitäten repräsentiert (ausgenommen Pankreaspseudozysten) [13,43] Die diagnostische Sicherheit ist allerdings vor allem bei kleinen Zysten (< 2 cm) gering. Zudem ist selbst in Pankreaszentren mit hoher diagnostischer Expertise eine Prädiktion der malignen Entartung und die Differenzierung unterschiedlicher Zystentypen sogar bei Zysten über 2 cm nicht immer möglich [13,44]. Kann die Zystenentität mittels üblicher Diagnostik nicht eindeutig erfasst werden und liegt kein Anhalt für Malignität vor, so sollten alle zystischen Pankreasneoplasien < 15 mm primär verlaufsbeobachtet werden [44].…”

“…Bei Vorliegen von Malignitätsverdacht oder Hochrisikokriterien (Ikterus bei Obstruktion des Ductus choledochus durch die zystische Pankreasläsion, kontrastmittelaufnehmende intramurale Knoten, solide Komponenten in der Zyste oder Pankreashauptgang ≥ 10 mm) sowie bei Symptomen besteht unabhängig von der Zystenentität (ausgenommen Pankreaspseudozysten) eine klare Operationsindikation [13,44,47,48].…”

“…Da eine Korrelation zwischen Größe einer MCN und dem Malignitätsrisiko besteht, wurde der Grenzwert für eine absolute Operationsindikation im Rahmen der europäischen Leitlinie bei 4 cm festgelegt, wobei die Evidenz für genau diesen Grenzwert gering ist und andere Leitlinien (international und amerikanisch) unabhängig von der Größe eine Operationsindikation sehen [44,17,48,54,55]. Damit besteht bei MCN < 4 cm eine relative Indikation zur Operation [13].…”

“…Aufgrund der Heterogenität von Pankreasneoplasien, einer trotz zunehmend verbesserter Bildgebung bestehenden diagnostischen Unsicherheit sowie der Komplexität der Pankreaschirurgie ist eine individualisierte Indikationsstellung zur Operation von höchster Wichtigkeit [10]. Daher wurden im Rahmen einer Qualitätskommission für Pankreaserkrankungen der Deutschen Gesellschaft für Allgemein-und Viszeralchirurgie (DGAV) Empfehlungen für die Operationsindikation bei Vorliegen von Pankreasneoplasien erarbeitet [11,12,13,14,15].…”