ZusammenfassungIn den letzten Jahren hat religiös konnotiertes Reisen über den kirchlichen Kontext hinaus an Bedeutung gewonnen. Dies findet seinen Ausdruck auch in touristischen Angeboten und Marketingstrategien. Der Beitrag bearbeitet anhand des Wanderns als einer spezifischen Form der touristischen Bewegung in landschaftlich reizvoller Umgebung die Frage, wie durch den Tourismus auf Religiöses in Form von Artefakten, Orten und Wegen Bezug genommen und Religion touristisch recodiert wird, wodurch religiös gefärbte touristische Räume erzeugt werden.Der Beitrag verfolgt eine differenzierungstheoretischen Perspektive, nach der Tourismus als ein sozialer Zusammenhang verstanden wird, der an vielen gesellschaftlichen Teilbereichen partizipiert und sie in kommunikativer Hinsicht mit Rückgriff auf den Code „erlebnisförmige Erholung“ einer Recodierung unterzieht. Anhand von touristischem Material, das Wanderwege im Schwarzwald mit religiösen Wegmarken bewirbt, werden mit sequenzanalytischen Verfahren zwei typische kommunikative Muster von touristischen Bezugnahmen auf Religiöses rekonstruiert, nämlich die Musealisierung und die Kommodifizierung des Religiösen. In umgekehrter Perspektive werden religiöse Recodierungen des Touristischen analysiert, die als Kommunikation über Religion zu ihrer Kulturalisierung beitragen oder mit religiöser Kommunikation eine (Re‑)Spiritualisierung von Landschaft betreiben. Abschließend werden die Fallanalysen zusammengeführt und ihre Anschlussfähigkeit an aktuelle religionssoziologische Konzepte diskutiert.