Zusammenfassung
Hintergrund Eine adäquate Versorgung mit einer optisch ansprechenden Augenprothese nach dem Verlust eines Auges ist nicht nur aus rein kosmetischen Gründen essenziell, sondern erleichtert vor allem eine gute soziale und psychische Rehabilitation.
Fragestellung Es soll eine Übersicht über den aktuellen Stand der augenprothetischen Versorgung in Deutschland erstellt werden. Dabei wird auf die neuesten klinischen Erkenntnisse, die Handhabung der Augenprothesen sowie auf typische Komplikationen und psychologische Fragestellungen, mit denen Augenärzte im Alltag konfrontiert werden, eingegangen.
Methoden Der Beitrag bietet eigene klinische Ergebnisse und eine aktuelle Literaturübersicht aus PubMed.
Ergebnisse Enukleierte Patienten werden in Deutschland meist mit doppelwandigen, hohlen Prothesen aus Kryolithglas versorgt, Patienten mit einem Mikrophthalmus oder einem phthitischen Auge dagegen mit einer einwandigen, dünnen Bulbusschale. Patienten, die Augenprothesen aus Kryolithglas tragen, scheinen sowohl mit ihrem Aussehen als auch mit der Optik der Prothese zufriedener zu sein als PMMA-Augenprothesenträger (PMMA: Polymethylmethacrylat). Glasprothesen müssen mindestens jährlich erneuert, Kunststoffprothesen einmal pro Jahr poliert und alle 5 Jahre ersetzt werden. Bei Kindern, insbesondere in Wachstumsphasen, sollte mindestens halbjährlich die Passform der Prothese kontrolliert werden. Eine leicht höhere Bruchgefahr der Augenprothesen aus Kryolithglas stellt im Alltag für die meisten Patienten keinen größeren Nachteil dar. Okularisten und Ophthalmologen sollten zusammen mit dem Patienten ein individuelles Reinigungsprozedere festlegen, das sowohl vom Prothesenmaterial als auch von äußeren Faktoren abhängt. Komplikationen wie die allergische, die gigantopapilläre, die virale und die bakterielle Konjunktivitis oder auch die Blepharoconjunctivitis sicca müssen frühzeitig erkannt und therapiert werden, um die Prothesenfähigkeit zu erhalten. Bei entzündungsbedingtem Schrumpfungen des Bindehautsackes oder beim Post-Enukleations-Socket-Syndrom muss die Prothesenfähigkeit chirurgisch wiederhergestellt werden. Da die Gesundheit des verbliebenen, sehenden Auges die größte psychologische Belastung von Augenprothesenträgern darstellt, ist eine gute augenärztliche Betreuung, Für- und Vorsorge nach der Exstirpation eines Auges essenziell.
Schlussfolgerungen Eine reibungslose augenprothetische Versorgung, eine adäquate und frühzeitige Therapie möglicher Komplikationen sowie die Berücksichtigung psychologischer Aspekte sind maßgeblich, um Patienten nach dem Verlust eines Auges dauerhaft erfolgreich zu rehabilitieren.