In den letzten Jahren entwickelten sich die Chalkogenbindungen, bei denen die Bindung über nicht‐kovalente Wechselwirkungen unter Beteiligung von Chalkogenzentren erfolgt, in zahlreichen Forschungsfeldern zu einer interessanten Alternative zu den weitverbreiteten Wasserstoffbrückenbindungen. Mittels quantenchemischer Berechnungen auf hohem Niveau konnte gezeigt werden, dass die Carbonyl⋅⋅⋅Tellurazol‐Chalkogenbindung mindestens so stark wie eine konventionelle Wasserstoffbrückenbindung ist. Durch die Verwendung des Carbonyl⋅⋅⋅Tellurazol‐Bindungsmotivs, das in Form von cyclischen Tellurazolpeptiden zum Einsatz kam, gelang uns das Design komplexer supramolekularer Netzwerke in der festen Phase. Röntgenstrukturanalysen belegen, dass die starre Struktur des Cyclopeptids auf Wasserstoffbrückenbindungen zurückzuführen ist, während das supramolekulare Netzwerk durch Chalkogenbindungen zusammengehalten wird. Die Erscheinungsform des supramolekularen Netzwerks hängt vom verwendeten Peptid ab; sowohl lineare Stränge als auch bienenwabenartige supramolekulare organische Gerüstverbindungen (SOF) konnten beobachtet werden. Die einzigartige SOF‐Struktur verfügt über zwei Kanäle, die mit verschiedenen Lösungsmittelgemischen gefüllt sind, die entweder eingeschlossen oder frei beweglich sind.