Orientalistische Literaturzeitung 106 (2011) 1 43 Dimension vertieft werden. Dann könnte daraus ein Handbuch auch für nicht-evangelikale Studierende werden. SEMITISTIK Behzadi, Lale: Sprache und Verstehen. al-ĞāHià über die Vollkommenheit des Ausdrucks. Wiesbaden: Harrassowitz 2009. 186 S. 8° = Diskurse der Arabistik, 14. Kart. 48,00 €. ISBN 978-3-447-05698-4. Bespr. Von Gert Borg, Nijmegen.Wie nähert man sich den Ansichten eines Gelehrten wie al-ĞāHiÃ, von dem uns Jahrhunderte und Welten trennen? Und lohnt es sich überhaupt, sich ihnen zu nähern? In diesem Fall ist die Antwort ein klares Ja, denn al-ĞāHià hat zumindest in der Orientforschung einen ausgezeichneten Ruf. Der erste Humanist in der islamischen Geschichte, so ist er öfter tituliert worden, der erste Liberale, der erste Intellektuelle, der erste Strukturalist, der erste Freidenker. Vor einigen Jahren wurde ihm an der Amerikanischen Universität von Beirut ein ganzes Symposium gewidmet, das im Verbund mit dem Orient-Institut durchgeführt wurde und dessen Ergebnisse inzwischen im Druck vorliegen. Es scheint sich also anzubieten, den Mann und seine Gedanken näher zu beleuchten. Und dies ist auch das Anliegen von Lale Behzadis Habilitationsschrift, die als Nr. 14 beim Harrassowitz Verlag erschien.Wie nun versucht die Autorin, dem Leser al-ĞāHià näherzubringen? Sie untersucht al-ĞāHiÃ's Arbeiten auf der Kommunikationsebene, also anhand der Frage, was der Autor uns selbst darüber sagt. Selbstverständlich hatte al-ĞāHià nicht uns im 21. Jh. als Kommunikationspartner im Sinn, als er seine Schriften verfasste. Dass es in der Untersuchung dennoch so scheint, als richte er seine Rede gerade an uns aus, ist eine Folge von Behzadi's Ansatz. Die Konzentration auf das Thema der Sprache und der Kommunikation bringt es mit sich, dass wir al-ĞāHià in seinem Streben begleiten, seine Ideen mit seinen Zeitgenossen zu teilen. Indirekt fühlen auch wir uns angesprochen, die wir in einem Zeitalter leben, das der Kommunikation eine so wichtige Bedeutung zumisst. Darauf zielt auch Behzadi ab, wenn sie meint, dass bis jetzt in die Reihe der ,Instrumente zur Erfassung fremdsprachiger Literatur ... die arabische Geschichte der Sprachkritik' und ihr Instrumentarium nicht oder zu wenig einbezogen wurde (S. 7).Wie sich herausstellen wird, spielt al-ĞāHià für die weitere Entwicklung des begrifflichen Instrumentariums der Sprachkritik eine überaus wichtige Rolle, auch wennoder gerade weil -sich seine Forschung auf allgemeine Kommunikationsprozesse und nicht nur auf einen literarischen oder textkritischen Prozess bezieht. Man könnte so weit gehen zu sagen, dass seine Erörterungen zu den Arten der Kommunikation von grundlegender Art und daher von erkenntnistheoretischem Interesse sind. Dazu kommt, dass Behzadi an diesem Schriftsteller ganz besonders die Be-deutung hervorhebt, nicht nur seine eigenen, sondern die Ideen und Vorstellungen seiner Zeit zu vermitteln. Insgesamt lässt sich daher sagen, dass al-ĞāHià als originärer wie auch als referierender und interpretierender Autor das größte ...